Fiat übernimmt Chrysler zur Gänze

Der italienische Konzern Fiat hat am Abend in Turin angekündigt, dass er den US-Autobauer Chrysler komplett übernehmen wird. Dadurch entsteht ein neuer globaler Player in einem Industriesektor, der in letzter Zeit mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Fiat hofft mit dem Deal auf das Ende der Krise, die den Konzern seit Jahren geschüttelt hat.

Morgenjournal, 2.1.2014

Unerwartete Stütze

Mehr als vier Milliarden Dollar wird der Autobauer Fiat zahlen, um die gut 41 Prozent an Chrysler zu kaufen, die ihm noch fehlen. Dann wird die italienisch-amerikanische Firma Fiat-Chrysler der siebtgrößte Automobilkonzern der Welt sein. Und - so hofft man in Turin - durch die neue Größe und die Kombination von europäischem und amerikanischem Knowhow mit den großen Konkurrenten wie VW, Opel-General Motors und Ford mithalten können.

Seit Jahren strebt der hemdsärmelige und in Italien umstrittene italo-kanadische Fiat-Manager Sergio Marchionne die Verschmelzung mit Chrysler an. Fünf Jahre ist es her, auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise, da musste der US-Konzern Insolvenz anmelden. Die Italiener kamen zu Hilfe und erwarben eine Mehrheitsbeteiligung.
In den folgenden Jahren schlitterte Fiat immer mehr in die Krise und Chrysler erwies sich als unerwartete Stütze. Denn während der europäische Automarkt einbrach, begann der amerikanische wieder zu boomen: Fiat schreibt rote Zahlen - Chrysler satte Gewinne.

Ringen mit Pensionsfonds

Die Bestrebungen der Italiener, den amerikanischen Konzern ganz zu übernehmen, waren bisher am Widerstand des gewerkschaftsnahen Chrysler-Pensionsfonds gescheitert. Der kontrolliert nämlich den Restanteil an Chrysler. Jahrelang stritt man sich um den Preis für diesen Anteil, bis es gestern überraschend zur Einigung kam.

Jetzt soll alles schnell gehen: bis zum 20. Jänner soll der neue Konzern stehen. Hier in Italien setzt man große Hoffnungen in ihn. In einer Erklärung des Managements heißt es: "Dank der vereinten Besitzverhältnisse können wir nun unsere Vision eines globalen Autobauers umsetzten."

Chrysler, das eine starke Position auf dem amerikanischen Markt einnimmt, soll vor allem seinen erfolgreichen Jeep und seine Pick-up-Trucks einbringen, Fiat sein Erfolgsmodell Cinquecento und das schnittige Image seiner Alfas. Nicht ohne Stolz erinnern die Italiener daran, dass der Pionier der amerikanischen Automobilindustrie Henry Ford stets seinen Hut zog, wenn ein Alfa an ihm vorbeifuhr.

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