Arik Brauer: 85. Geburtstag

Er ist Maler, Sänger und Liedermacher, Bühnenbildner und Architekt: Das künstlerische Multitalent Arik Brauer feiert heute seinen 85. Geburtstag.

Morgenjournal, 4.1.2014

Als Erich Brauer in Wien geboren, war er in seiner Jugendzeit der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete er mit Ernst Fuchs, Anton Lehmden und weiteren Künstlerkollegen die Wiener Schule des Phantastischen Realismus, eine Kunstströmung, die es später zu großer internationaler Popularität brachte. Mit Liedern im Wiener Dialekt feierte Brauer große Erfolge, gestaltete Häuser in Wien und lehrte an der Akademie der Bildenden Künste. An der Leinwand wie auf der Bühne ist Arik Brauer heute so präsent wie eh und je.

Phantastischer Realismus

"A Gaude war's in Ottakring": So lautet der Titel eines Solo-Abends von Arik Brauer, der auf ORF III ausgestrahlt wurde und auch als DVD erhältlich ist. Der Künstler erzählt darin aus seinen Kindheits- und Jugendtagen im Wien der 30er-Jahre und schildert, wie seine Mitmenschen Armut und Krieg durchstanden.

Arik Brauers Kindheit in Ottakring endete jäh: Sein Vater starb im KZ, er selbst überlebte in einem Versteck. Nach dem Krieg, als Brauer an der Akademie der Bildenden Künste studierte, zog die Moderne in die deutschsprachige Kunstwelt ein. An der Akademie habe es damals große Auseinandersetzungen gegeben, erzählt Brauer. Mit einer Handvoll Gleichgesinnter entwickelte er die Wiener Schule des Phantastischen Realismus, die sich einerseits am Surrealismus, andererseits an der technischen Perfektion der Alten Meister orientierte.

Farbenfrohe Landschaften und fliegende Fabelwesen sind seither die Markenzeichen in Arik Brauers Malerei. Eindrücke für seine Motive holte er sich auf ausgedehnten Reisen nach Afrika und in den Orient. In Paris stand er mit seiner Frau Naomi als Sänger auf der Bühne - bis die Phantastischen Realisten mit ersten Wanderausstellungen international auf sich aufmerksam machten.

Musik und Architektur

Zurück in Wien, entdeckte Brauer den Wiener Dialekt als Medium für seine Musik. Lieder wie "Sie ham a Haus baut" wurden zu großen Hits des frühen Austropop.

Arik Brauer verzichtete auf eine Popkarriere. Er blieb der Malerei treu und befasste sich wie seine Kollegen Ernst Fuchs und Friedensreich Hundertwasser in den 90er-Jahren auch mit Architektur. Davon zeugen heute einige Gebäude in Wien wie etwa das Brauer-Haus auf der Gumpendorfer Straße. Auch mit 85 steckt Arik Brauer voller Schaffensdrang.

Das Jüdische Museum Wien zeigt ab 21. Jänner einen neuen, vom Alten Testament inspirierten Bilderzyklus des Künstlers. Und das Leopold Museum widmet dem Jubilar ab November eine umfassende Retrospektive.