Die "Café Sonntag"-Glosse von Georg Biron

Das innerösterreichische Nationalmuseum

Als Kind habe ich Besuche im Museum - na ja - "gehasst" ist vielleicht ein bissel zu viel, aber sagen wir: Ich habe mich nicht darum gerissen, ins Museum zu gehen. Früher waren die meisten Museen alte Häuser, in denen es oft nicht einmal ein Licht gegeben hat.

Und diese alten Häuser waren vom Keller bis zum Dach vollgestopft mit altem Glumpert und irgend ein Museumsführer hat uns Kindern damals einreden wollen, dass es sich bei den verstaubten und teilweise vergammelten Schaustücken eben nicht um ein altes Glumpert handelt, sondern um historisch wertvolle Ausstellungsstücke, um bedeutende Dokumente von Kunst, Kultur und Geschichte. Trotzdem... oder: deswegen... hat sich mir die Faszination von Museen lange Zeit nicht erschlossen.

Erst viele Jahre später habe ich begonnen, mich für Museen zu interessieren. Und schuld daran ist eine Frau... Es sind ja sehr oft die Frauen, die uns Männern die Augen öffnen und uns einen neuen Blick auf die Welt lehren. So kam ich zum ersten Mal in die Steiermark, zum Schloss Eggenberg, das ein Teil des Grazer Universalmuseums Joanneum ist, und habe dort im Park einen weißen männlichen Pfau gesehen, der mit seinen bunten aufgefächerten Federn einem Weibchen imponieren wollte. Ein Pfau... Wie heißt bei diesen Vögeln eigentlich die Mehrzahl? Pfau-e? Oder Pfau-en?

Seither gehe ich gerne in Museen, weil Museen immer etwas Überraschendes bieten können.

Und ich muss zugeben: Heute beneide ich den Peter Pakesch ein bissel. Erstens einmal ist das ein g'scheiter Künstler, der nie in Gefahr war zu verhungern, was ja an sich schon eine Kunst ist... Außerdem war er sehr viel in der Welt unterwegs und hat im Wesentlichen das machen können, was er wollte, und darüber hinaus hat er mit seiner Kunstgalerie österreichische Maler auch international bekannt machen können.

Worum ich ihn aber so richtig beneide, das ist erstens (!), dass er in Graz lebt – weil Graz für mich eine der schönsten Städte auf der ganzen Welt ist, und ich war auch schon ein bissel unterwegs in der Welt, und zweitens (!) ist der Peter Pakesch seit zehn Jahren Intendant, künstlerischer Leiter und Geschäftsführer des Universalmuseums Joanneum, des ältesten Museums in Österreich. Und des zweitgrößten nach dem Kunsthistorischen Museum in Wien.

Nur dass wir uns richtig miss-verstehen: Ich beneide den Peter Pakesch nicht um seinen Job... nicht darum, dass er Intendant etcetera, etcetera ist... Nein: Ich beneide ihn, weil er seinen Job in einer so schönen und sinnlichen und geschichtsträchtigen Umgebung ausführen darf. Das Joanneum in Graz ist nämlich nicht nur ein Haus, in dem etwas hergezeigt wird, das Joanneum ist ein künstlerischer Verband mit mehreren Niederlassungen, das Kunsthaus Graz gehört dazu sowie Schlösser, Adelspalais, ehemalige Klosteranlagen sowie das Landeszeughaus und... das Archäologiemuseum im Park von Schloss Eggenberg.

Wie ist jetzt Mehrzahl von diesen Vögeln? Moment... da steht's... der Pfau, die Pfauen. Na bitte: wieder was gelernt im "Cafe Sonntag".