Costa Concordia: Unglück vor zwei Jahren

Vor fast genau zwei Jahren, am 13. Jänner 2012, ist das riesige Kreuzfahrtschiff Costa Concordia mit 4.200 Passagieren an Bord vor der Insel Giglio gekentert. 32 Menschen sind damals während einer chaotischen Rettungsaktion ums Leben gekommen, der Leichnam eines indischen Kellners konnte bis heute nicht gefunden und geborgen werden. Das schwer beschädigte Wrack wurde im vergangenen September in einer spektakulären Operation aufgerichtet. Im Juni soll es endlich auch abgeschleppt werden.

Morgenjournal, 11.1.2014

700 Millionen Euro für Bergung

Für die Bewohner der idyllischen Insel wird es wie die Befreiung von einem Menetekel sein. Für die Reederei das Ende eines Albtraums: fast 1,3 Milliarden Euro - hat die Financial Times errechnet - macht die Schadenssumme für die Versicherungen bisher aus.

Jetzt rückt die letzte Reise des Kreuzfahrtriesen in Sichtweite. Sie könnte aber länger dauern als geplant.

Den "Krieg der Häfen", nennen die italienischen Medien das Rennen um den lukrativen Auftrag, die Concordia zu verschrotten. Die Latte liegt hoch: Die extremen Dimensionen des Wracks erfordern extreme Kapazitäten: Im Normalfall hat ein Schiff wie die Concordia rund acht Meter Tiefgang, sagt der technische Einsatzleiter der Costa. Auf diese Tiefe sind große Häfen vorbereitet. Aber das Wrack hängt 18 Meter tief im Wasser. Das macht die Sache um einiges schwieriger, aber ich bin sicher, wir werden eine Lösung finden.

Im März soll der Zuschlag vergeben werden.
Doch eine Studie der Fincantieri, des größten Schiffsbaukonzerns Italiens, der auch die Costa Concordia gebaut hat, ist für Italien ernüchternd: kein einziger Hafen demnach hat die nötigen Voraussetzungen.

Die nahe Hafenstadt Piombino will ihre Anlagen für den Auftrag sogar ausbauen. Bisher ist freilich nichts geschehen. Der sizilianische Hafen Palermo hätte als einziger ein ausreichend tiefes Becken, kann aber die 75.000 Tonnen Stahl und die Schiffsmotoren nicht entsorgen, kommt also bestenfalls als Zwischenstopp in Frage. Vermutlich auf dem Weg in einen türkischen Hafen, der als Favorit unter den ausländischen Bewerbern gilt. Auch Norwegen, Frankreich und sogar China haben Interesse angemeldet. Wir sehen es so, sagt Costa-Geschäftsführer Michael Thamm gestern hier in Rom: Wir sind als Costa Teil der italienischen Wirtschaft. Auch wenn wir global operieren, sind wir hier zuhause. Ich wäre froh, wenn wir den Zuschlag einem italienischen Bieter geben könnten - aber entscheiden wird das Angebot.

600 Million Euro hat allein die Bergung der Concordia bisher verschlungen, weitere 100 sollen Abtransport und Verschrottung kosten. Wir tragen die Verantwortung bis zuletzt, versichert Costa-Manager Michael Thamm, dessen Firma darum kämpft, den ramponierten Namen wieder flott zu kriegen.

Bis zum Sommer wird sich auch der Prozess gegen den Unglückskapitän Schettino noch hinziehen. Fünf mitangeklagte Schiffsoffiziere haben sich mit der Staatsanwaltschaft auf Haftstrafen zwischen ein- und zweieinhalb Jahren geeinigt. Schettino, der falsche Befehle gegeben und sein Schiff vorzeitig verlassen hat, riskiert zwanzig Jahre Haft.