Telekom-Schillerplatz: Zeugen sagen aus

Am Landesgericht Wien wird heute der Telekom-Prozess um den Verkauf des Innenstadtpalais Schillerplatz fortgesetzt. Wie berichtet wirft die Anklage den Ex-Telekom-Chefs Heinz Sundt und Stefano Colombo vor, Gebäudeanteile viel zu billig an Ex-ÖBB-Chef Martin Huber verkauft zu haben. Heute Vormittag ist noch die Einvernahme einer Angeklagten geplant, danach folgt die Befragung zahlreicher Zeugen.

Morgenjournal, 14.1.2014

Gutachten gefälscht?

Der Schöffensenat will heute Vormittag die Befragung der Angeklagten mit ÖBB-Personenverkehrs-Vorstand Birgit Wagner abschließen. Die Staatsanwaltschaft wirft der ehemaligen Mitarbeiterin der Telekom-Immobilienabteilung Beweismittelfälschung und Begünstigung vor. Es geht um ein Architektengutachten zum Wert der Immobilie am Schillerplatze, das plötzlich im Jahr 2008 aufgetaucht ist. Datiert ist es auf das Jahr 2005. Hintergrund: Die Anklage kritisiert, dass beim Verkauf des Palais 2005 von der Telekom kein Gutachten über den Wert der Immobilienanteile eingeholt wurde. Denn die Käufer, Ex-ÖBB-Chef Martin Huber und seine Frau, verkauften das Objekt knapp ein Jahr später um den doppelten Kaufpreis. Die Anklage hegt den Verdacht, dass das Gutachten aus dem Jahre 2005 eine Fälschung seien könnte.

Plausible Erklärung

Zu diesem Vorwurf müssen sich Wagner, ein Ex-Telekommitarbeiter und der Architekt im Prozess verantworten. Am vergangenen Freitag konnte allerdings der angeklagte Architekt bei seiner Befragung eine recht plausible Erklärung für das vermeintlich rückdatiere Gutachten liefen. Nämlich: Er habe 2005 ein Wertgutachten für das Gebäude gemacht in der Hoffnung, das an die Telekom zu verkaufen. Diese wollte das Gutachten aber damals nicht. Erst zwei Jahre später sei es von ihm angefordert worden, so der Architekt. Er habe dann der Telekom das Gutachten geschickt, bezahlt wurde es aber nie. Im Gutachten sei er zu dem Schluss gekommen, dass der Gebäudeanteil im Schillerplatz-Palais 5,2 Millionen Euro wert sei. Um 5,4 Millionen wurde es von der Telekom an Huber verkauft. Nach der Befragung Wagners, die sich nicht schuldig bekennt, stehen heute die ersten Zeugenbefragungen am Prozessfahrplan.