Ägypten-Referendum: Gegner blieben fern

Bei der Volksabstimmung in Ägypten hat sich eine überwältigende Mehrheit der Wähler für die neue Verfassung ausgesprochen. In 25 von 27 Provinzen lauteten 98 Prozent der abgegebenen Stimmen auf "Ja", berichtet die regierungsnahe Zeitung "Al-Ahram". Die Wahlbeteiligung soll aber dagegen nach jüngsten Angaben lediglich bei knapp 37 Prozent liegen.

Abendjournal, 16.1.2014

Geringe Beteiligung

Die Gegner der neuen Verfassung sind erst gar nicht zur Abstimmung gegangen. So haben die Muslimbrüder schon von vornherein den Boykott des Referendums angekündigt. Dass 98 Prozent der Wähler zugestimmt haben, ist daher keine Überraschung. In diesem Fall ist es die Beteiligung, die Aufschluss über die Stimmungslage in der Bevölkerung gibt. Und die ist - soweit man bis jetzt weiß - eher mäßig. Sie dürfte bei knapp 37 Prozent liegen. Aber genaue Zahlen gibt es derzeit nicht, die zentrale Wahlkommission wird sie erst am Samstag verkünden. So oder so sorgt das Votum aber für rege Diskussionen.

Düstere Befürchtungen

Die nun als Terrororganisation eingestufte Muslimbruderschaft sieht die Zukunft des Landes in düsteren Farben: "Ägypten wird jetzt ein Polizei und Armeestaat", meint ein frustrierter Muslimbruder gegenüber der BBC. Die gemäßigt islamische Partei Starkes Ägypten beklagt wiederum, dass ihre Aktivisten beim Verteilen von Flugzetteln festgenommen wurden.

Und die eigentlichen Initiatoren der Revolution, die Bewegung 6. April, befürchtet, dass mit der neuen Verfassung die früheren Verhältnisse wie unter Mubarak zurückkehren werden. Der prominente Diplomat Amre Moussa erwartet dagegen eine ganz andere neuen Ära. Amre Moussa war jahrelang Außenminister unter Mubarak, jetzt hat er im Auftrag der Übergangsregierung als Vorsitzender eines Komitees die Arbeiten zum Entwurf der neuen Verfassung geleitet.