Dirigent Claudio Abbado ist tot

Der große italienische Dirigent Claudio Abbado ist tot. Abbado starb am Montag in Bologna im Alter von 80 Jahren, berichteten italienische Medien übereinstimmend. Er war seit längerem krank.

Claudio Abbado

(c) Flueeler, EPA

Mittagsjournal, 20.1.2014

Demokratischer Dirigent

Antiautoritär, wortkarg und asketisch: Dirigent Claudio Abbado hatte trotz seines internationalen Ruhms nichts von den Allüren eines Stardirigenten. Der gebürtige Mailänder, dem oft "teutonische Kühle" nachgesagt wurde, strahlte stets große Ruhe und sanften Charme aus und wirkte dank leiser Stimme trotz Charisma zurückhaltend. Er ließ seinem Orchester Spielraum wie nur wenige und forderte es als Partner gleichzeitig bis zum Äußersten. Dieses demokratische Verhalten unterschied ihn von den Dirigenten der älteren Generation.

Karajans Nachfolger in Berlin

1989, nach dem Tod Herbert von Karajans, wählten die Berliner Philharmoniker unter 13 Dirigenten dessen Nachfolger. Abbado erhielt auf Anhieb die Zweidrittelmehrheit. Er wechselte nach Berlin, doch wollten ihn die Wiener nicht ohne seine Zusicherung ziehen lassen, als musikalischer Berater weiterhin für die Philharmoniker und die Staatsoper tätig zu sein. Schließlich verbanden den in Mailand geborenen Abbado mit Österreich enge Beziehungen.

Enge Beziehungen zu Österreich

Er studierte in Wien, wurde 1965 mit einer Mahler-Aufführung bei den Salzburger Festspielen international bekannt, war Musikdirektor der Wiener Staatsoper, Generalmusikdirektor in Wien und hatte von 1994 bis 2002 die künstlerische Leitung der Salzburger Osterfestspiele inne. Und der 2003 mit dem "Praemium Imperiale" ausgezeichnete Maestro gründete mit "Wien Modern" das Festival für Neue Musik.

Sohn einer Musikerfamilie

Geboren wurde Claudio Abbado am 26. Juni 1933 in Mailand als Sohn einer Musikerfamilie. Er studierte zunächst am Konservatorium Giuseppe Verdi in Mailand Orchesterleitung, Klavier und Komposition und wechselte dann zu Hans Swarowsky an die Wiener Musikakademie, wo er neben Zubin Mehta als wichtigster Schüler des großen Wiener "Dirigentenmachers" galt. 1958 gewann Abbado den Kussewitzky-Preis in Tanglewood/USA. Zwei Jahre später debütierte er als Dirigent an der Mailänder Scala, an der er 1968 leitender Dirigent, 1971 Musikdirektor und 1977 schließlich künstlerischer Leiter wurde.

Streit mit Mailand

In den 1980er Jahren zog sich Abbado, der weitere künstlerische Aufgaben als ständiger Gastdirigent der Wiener Philharmoniker (ab 1971) und des London Symphony Orchestra (ab 1988 auch Musikdirektor) übernommen hatte, allmählich im Streit von Mailand zurück und wandte sich Wien zu. Seit damals hatte Abbado das Orchester der Scala nicht mehr dirigiert, allerdings Auftritte der Wiener und Berliner Philharmoniker (zuletzt 1993) dort geleitet. 1986 übernahm er mit der eigens für ihn geschaffenen Position eines Musikdirektors der Wiener Staatsoper und der Wiener Philharmoniker eine neue Aufgabe. Ein Jahr später wurde er zum Generalmusikdirektor der Bundeshauptstadt ernannt. Zweimal (1988, 1991) stand Abbado beim Neujahrskonzert am Pult.

Aktiv bis zuletzt

Von 1989 bis 2002 war Abbado Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker. Seine Stellung als Musikdirektor und Dirigent der Wiener Staatsoper kündigte Abbado allerdings im Oktober 1991 aus gesundheitlichen Gründen. Zuletzt war Abbado Leiter des von ihm gegründeten Lucerne Festival Orchestras.