Oper "Der Flaschengeist"- Mitterer in München
"Der Flaschengeist", ein Märchen aus "1000 und einer Nacht", ist schon von mehreren Autoren adaptiert worden - u.a. auch von Michael Ende. Heute Abend wird "Der Flaschengeist" als Singspiel des Carl-Orff-Schülers Wilfried Hiller am Münchner Theater am Gärtnerplatz uraufgeführt. Als Librettist hat Intendant Josef Ernst Köpplinger den österreichischen Autor Felix Mitterer verpflichtet.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 23.1.2014

(c) Christian Zach
Wieder ist es eine Fantasiegeschichte, mit der Komponist Wilfried Hiller zur Uraufführung antritt. Ein Märchen, das auf den ersten Blick gut für eine Familienvorstellung taugt, mehr nicht. Auch bei seiner Musik zur "Unendlichen Geschichte", präsentiert in Garmisch-Partenkirchen 2009, griff Hiller auf märchenhaften Stoff zurück. Das Auftragswerk vom Gärtnerplatztheater will aber mehr sein, so Intendant Josef Ernst Köpplinger.
Zum ersten Mal hielt Komponist Wilfried Hiller das Buch vom Flaschengeist 1969 in Händen, seitdem ließ es ihn nicht mehr los. Die Geschichte von der geheimnisvollen Flasche, die alle Wünsche erfüllt, dabei aber die Seele des Menschen zerstört - für Hiller gleichzeitig sinnlich und grausam. So wie seine Musik im Gegensatz von zeitgenössischen Kompositionen andere Kollegen sein soll: sinnlich, geheimnisvoll und ein wenig volkstümlich: "Ich bin ein Mensch der sehr viel für Sinnlichkeit übrig hat", sagt er.
56 verschiedene Percussion-Instrumente kommen auf der Bühne des Carl-Orff-Saales zum Einsatz, darunter eine Nagelgeige, die im 18. Jahrhundert ihren Ursprung hat und von dem amerikanischen Schlagzeuger Richard Water optimiert wurde. Wenn der junge Fischer Keawe um seine Braut Kokua wirbt, sind auch Metallfässer dabei, wie sie in Afrika und der Karibik von Straßenmusikern verwendet werden, aber auch Steine und Gläser. Nur wer die Flasche für weniger verkauft als sie gekostet hat, ist nicht verdammt, heißt es im Text. Nur, was passiert, wenn man zum Schluss nur einen Cent bezahlt?
Von dem österreichischen Autor Felix Mitterer ließ sich Wilfried Hiller auch seine eigene Geschichte einarbeiten, die eines jungen Internatsknaben - "Ich war ja auch so ein Missbrauchskandidat", so Hiller.
"Der Flaschengeist" von Wilfried Hiller ist also kein bloßes Kinderstück. Die Geschichte von den großen Wünschen und unerfüllten Sehnsüchten betrifft jeden und stirbt nie. Deshalb schließt auch Hillers Komposition mit einem offenen Ende. Ganz so, wie es sich Michael Ende gewünscht hätte.