Bettelnde Kinder: Suche nach Hintermännern

Ein bulgarischer Vater setzt seine drei Kinder in Wien aus, weil sie nicht mehr für ihn betteln wollen. Dieser Fall schockiert auch langgediente Sozialarbeiter und Polizisten. Dass Kinder in Österreich zum Betteln gezwungen werden, kommt häufig vor, verlässliche Zahlen gibt es nicht. Die meisten Kinder stammen aus Rumänien und Bulgarien. Und es gibt in Österreich zu wenige Einrichtungen, die sich um diese Kinder kümmern.

Mittagsjournal, 23.1.2014

Mehr Anlaufstellen nötig

So einen Fall hat auch Norbert Ceipek noch nicht erlebt. Der Leiter der Drehscheibe Wien ist die Anlaufstelle, wenn es um bettelnde alleingelassene Kinder geht. Dass sich Kinder den Befehlen ihres Vaters so vehement widersetzen, wie der 13jährige Bub und seine beiden neunjährigen Geschwister, ist auch für ihn neu: "Alle Kollegen waren schockiert". 50 zum Betteln gezwungene Kinder hat Norbert Ceipek im Vorjahr betreut, in den vergangenen Jahren waren es auch schon wesentlich mehr. Um an die Hintermänner heranzukommen, sollte es auch in anderen Städten spezielle Einrichtungen geben, sagt Ceipek: "Damit auch die Polizei Anlaufstellen hat, Kinder dort hinzubringen. Denn in dem Moment, wo diese Kinder öffentlich gemacht werden, sind die Kinder für die Hintermänner absolut uninteressant, weil sie natürlich fürchten erwischt zu werden." Es komme darauf an, was die Kinder erzählen, sagt Norbert Ceipek. Wenn man Namen kenne, werde intensiv nach Verwandten geforscht. Die Zusammenarbeit mit Ländern, wie Rumänien oder Bulgarien funktioniere mittlerweile gut.

Netzwerke im Hintergrund

Auch das Bundeskriminalamt setzt auf die Arbeit mit den Ländern, aus denen die Kinder kommen. So könne man besser an die Drahtzieher herankommen, sagt Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle Menschenhandel im Bundeskriminalamt. Er erinnert die Aufdeckung eines Netzwerks im Jahr 2011, das Kinder in großem Stil zum Betteln nach Österreich gebracht hat.

Die drei bulgarischen Buben sind mittlerweile wieder in ihrem Heimatland. Norbert Ceipek hat sie in ein mit der Drehscheibe vergleichbares Krisenzentrum gebracht. Sie besuchen mittlerweile die Schule, das Jugendamt sucht Pflegeeltern. In Wien haben sie sich gewünscht, dass jemand für sie jetzt brave Eltern findet, berichtet Norbert Ceipek.