Experten zweifeln an Neuer Mittelschule
Die Neuen Mittelschulen sind nur knapp so gut wie die Hauptschulen und nicht besser, das wissen wir seit gestern von den Bildungsstandard-Tests, konkret von den jüngsten Untersuchungen unter den 14-Jährigen in Englisch. Dabei werden in die Neuen Mittelschulen - also in aufgewertete Hauptschulen - seit Jahren Millionenbeträge investiert. Bildungsexperten zweifeln das Projekt oder wenigstens seine Umsetzung jetzt an.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 1.2.2014
Erhoffte Durchmischung ist nicht erfolgt
Egal, ob die Schülerinnen und Schüler an Neuen Mittelschulen getestet wurden oder an Hauptschulen, die Leistungen der 14-Jährigen bei den Englischprüfungen waren praktisch gleich. Nach diesem Ergebnis der Bildungsstandard-Tests des Bundesinstituts für Bildungsforschung BIFIE müsse man die viel teureren Neuen Mittelschulen (NMS), infrage stellen, sagt die frühere AHS-Direktorin und Bildungsexpertin Heidi Schrodt: "Der Weisheit letzter Schluss ist die Neue Mittelschule nicht."
Denn, so Schrodt, eigentlich hätten die NMS ein Mittelding aus Hauptschulen und AHS werden sollen, in Wahrheit haben sich seit 2008 aber fast nur Hauptschulen in NMS umwandeln lassen - mit mehr Geld und mehr Personal, aber im Wesentlichen mit denselben Schülergruppen wie davor. "Die Standorte ziehen nach wie vor das gleiche Publikum an und das Wichtige wäre aber, dass eine Durchmischung – von begabten mit weniger begabten Kindern, mit Kindern mit Migrationshintergrund und so weiter – stattfindet. Das ist nicht erfolgt."
Noch nicht optimal umgesetzt
Die NMS sei ein Kompromiss, den man nicht hätte eingehen müssen, so Schrodt. Von einem Irrtum will sie aber nicht sprechen, denn es würden "schon fortschrittliche Unterrichtsmethoden erprobt" werden, wie etwa das Team-Teaching. Doch auch das Team Teaching, ein Kernelement der NMS, werde bis heute nicht optimal umgesetzt.
Wie so vieles an der Neuen Mittelschule, kritisiert auch Bildungspsychologin Christiane Spiel von der Universität Wien: "Wo es noch immer hapert, ist die Implementierung. Diese muss ebenfalls Schritt für Schritt geplant werden." Die entscheidende Frage ist laut Spiel, was in der Vorbereitung von Lehrerinnen und Lehrern gemacht werden muss. Dafür brauche es ein Strategieblatt, damit eine erfolgreiche Umsetzung sichergestellt werden kann.
Regierung will an NMS festhalten
Verwirklicht haben das in den Augen der Bildungspsychologin vor allem jene NMS, die schon früher als Schulversuche begonnen haben und an denen die Lehrerinnen und Lehrer besonders motiviert waren und sind. Aber, so Spiel: "Wenn wir Versuchsschulen haben, können wir nicht davon ausgehen, dass sie dieselben Effekte haben, wenn wir in die breite Umsetzung gehen."
Bis 2015 sollen nämlich alle Hauptschulen in Österreich Neue Mittelschulen sein. An diesem Vorhaben will die Regierung auch nach den eher mäßigen Ergebnissen bei den Bildungsstandard-Tests an NMS festhalten.