Alberto Giacometti in Rom
Alberto Giacometti gilt als der meist gefeierte Bildhauer der Moderne. Kaum ein Museum, das nicht ohne einer seiner berühmten schlanken Figuren auskommen möchte. Jetzt widmet ihm die römische Galerie Borghese eine Ausstellung, die erste in Rom seit mehr als vierzig Jahren.
8. April 2017, 21:58

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Kulturjournal, 14.02.2014
Der Kontrast könnte nicht größer sein. Und er ist beabsichtigt. Die Galleria Borghese ist das Skulpturenmuseum Roms schlechthin. Von der Antike bis zur einzigartigen Darstellung Paolina Bonapartes durch Antonio Canova ist alles vertreten. Gianlorenzo Bernini mitinbegriffen.
Der Giacometti-Experte Christian Klemm ist Kurator der Ausstellung. Die Schau über Alberto Giacometti, Schweizer mit Lebensmittelpunkt in Paris, knüpft auch an dessen Italien-Erfahrungen an. Knapp zwanzigjährig besuchte er mit seinem Vater Venedig und die Biennale. Der junge Giacometti studierte Tintoretto und Bellini; er begeisterte sich in Assisi an den Fresken Cimabues und Giottos; beschäftigte sich in Florenz mit einer ägyptischen Skulptur und - so Daniela Porro, Museumsbeauftragte der Stadt Rom - bestaunte die Ewige Stadt.
Er liebte es, die Stadt in Aquarellen abzubilden und die antiken Werke abzuzeichnen. Er selbst schreibt ja in seinen Schriften und in den zahlreichen Briefen, die er an die Familie geschickt hat, dass er sehr gerne in die Galleria Borghese ging. Es gibt also keinen besseren Ort als diesen, um einen derart außergewöhnlichen Künstler auszustellen.
Eines der 1921 in Rom entstandenen Aquarelle ist auch in der Ausstellung zu sehen, die insgesamt 40 Exponate umfasst. Gleich beim Betreten des Museums erwarten den Besucher im Eingangssaal einige beeindruckende Exponate aus dem Spätwerk des Bildhauers. Eine Gruppenkomposition - entstanden 1960 für den Vorplatz des Chase Manhattan Plaza, einer New Yorker Bank. Nur einen Saal weiter trifft Giacometti auf Canova und dann auf Bernini - alles eingehüllt in den opulenten Rahmen des ehemaligen Landhauses Pauls V., ein Papst aus der Familie Borghese. Doch Giacomettis minimalistische und zerklüftete Meisterwerke halten der überbordenden Konkurrenz stand.
Ein Rahmen, der Giacometti ganz sicher auch gefallen hätte ist der ägyptische Saal der Galleria. Hier fügt sich sein Werk nahtlos ein. Er zog die ägyptische Kunst der griechisch-römischen vor. Nicht fehlen dürfen Highlights des hoch dotierten Künstlers wie der "Schreitende Mann". Eine der typischen langbeinigen Figuren Giacomettis. Ein unbedingtes Must sind auch die Büsten im Obergeschoß des Museums, "Annete und Lothar Drei" - so die Titel.