"Maria Magdalena" am Burgtheater

Im Wiener Burgtheater wieder ein Premierenakzent mitten im Streit um Management und Finanzen: Gestern Abend hob sich der Vorhang für Friedrich Hebbels selten gespieltes Stück "Maria Magdalena". Regie führt Michael Thalheimer, auf der Besetzungsliste unter anderem Sarah Viktoria Frick, Tilo Nest und Regina Fritsch.

Szenenfoto: Frau auf dunkler Bühne/Menschen in einer Box/Montage

Sarah Viktoria Frick als Klara, Tilo Nest als Meister Anton, Lucas Gregorowicz als Leonhard und Regina Fritsch als Mutter

(c) APA/GEORG SOULEK/BURGTHEATER

Morgenjournal, 21.2..2014

Der tragische Ausgang klingt schon im ersten Akkord mit: Am Ende steht unausweichlich der Suizid. Die schwangere Klara wird vom Verlobten Leonhard verlassen, ihr Bruder zu Unrecht des Juwelendiebstahls verdächtigt. Die schwerkranke Mutter stirbt angesichts des ehrlosen Vorwurfes und der Vater droht Klara, sich selbst zu töten, wenn auch sie Schande über ihn bringt.

Trauerspiel um Schande und Moral

Michael Thalheimer hat das Trauerspiel um Ehre, bürgerliche Heuchelei und Scheinmoral gewohnt minimalistisch inszeniert. In der Mitte der dunklen leeren Bühne hängt ein überdimensionaler Holzschrein von der Decke, in dem sich das Leben des Tischlermeisters Anton und seiner Familie abspielt. Wie Marionetten stehen die Figuren darin, ihre Gesten und Reden rutschen immer wieder ins Groteske ab.

Schauspielkunst im leeren Raum

Kein Bühnenbild, kaum Requisiten, nur ein kontrastreiches Spiel mit Licht und Schatten. In der Luft liegt fortwährend ein bedrohliches Surren, die sparsam eingesetzte Bühnenmusik von Bert Wrede bringt dazwischen eindringliche Akzente. Thalheimer legt den Fokus der Inszenierung ganz auf die Schauspielerinnen und Schauspieler und setzt dabei bis in die kleinste Nebenrolle auf ein starkes Ensemble.

Starkes Ensemble

In der Hauptrolle überzeugt Sarah Viktoria Frick als zerrissene Klara, deren Ausweglosigkeit sich manchmal in markerschütternden Schreien, manchmal in verzweifeltem Wimmern äußert. Tilo Nest spielt einen polternden Tischlermeister Anton, Regina Fritsch als seine Frau Therese wandelt schon vor ihrem Tod als bizarres Gespenst über die Bühne. Sehr gut auch Albrecht Abraham Schuch als charismatischer Sekretär Friedrich und Lucas Gregorowicz, als schlüpfriger Emporkömmling Leonhard im zu kurz geratenen Anzug. Bemerkenswert auch Johann Adam Oests kurzer Auftritt als verwirrt-tragikomischer Kaufmann Wolfram.

Auch wenn der Stoff bereits etwas in die Jahrhunderte gekommen ist, Michael Thalheimer transportiert ihn mit großartiger Präzision in die Gegenwart. Nach der knapp zweistündigen Inszenierung ließ er das Premierenpublikum in beklemmender Stimmung zurück und erntete dafür am Ende großen Beifall.

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Burgtheater - Maria Magdalena

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