25. Todestag von Konrad Lorenz

Am 27. Februar jährt sich der Todestag von Konrad Lorenz zum 25. Mal. Als einer der "Väter" der Ethologie, der vergleichenden Verhaltensforschung und Mitbegründer der evolutionären Erkenntnistheorie hat der 1903 in Wien geborene Zoologe, Mediziner und Nobelpreisträger Wissenschaftsgeschichte geschrieben.

Im Alter wurde Lorenz zur Symbolgestalt der Umweltbewegung, aber er war auch umstritten. Seine Publikationen haben sich in Diktion und ideologischer Ausrichtung stark dem nationalsozialistischen Regime angebiedert.

Neue Erkenntnisse

In den späten 1920er und in den 30er Jahren hatte Konrad Lorenz seine produktivste und innovativste Zeit als Forscher. Ein Grundkonsens besteht - laut seinem Biographen, dem Wissenschaftsjournalisten Klaus Taschwer - darüber, dass Lorenz damals bestimmte Schlüsselkonzepte der Ethologie wie „angeborene Auslöser-Mechanismen“, „Leerlauf- und Übersprungshandlung“ mitformuliert habe:

Was sicher dann auch wichtig war für seine Rezeption eher in der Psychologie, in der Philosophie, war diese evolutionäre Erkenntnistheorie, also dass er bestimmte Erkenntnisse der vergleichenden Verhaltensforschung auch in die Erkenntnistheorie übertragen hat. Viele Dinge wirken in gewisser Weise in der evolutionären Psychologie nach. Aber es ist sicher kein Zufall, dass Lorenz nicht allzu oft in wissenschaftlichen Arbeiten zitiert wird.

Bis in die 70er Jahre sei Lorenz zweifellos DIE prägende Gestalt der Verhaltensbiologie gewesen. Zur wissenschaftlichen Weiterentwicklung seines Fachs auf breiter Basis habe er als fast übermächtige „Vaterfigur“ aber wenig beigetragen.

Heute gelten manche der Lorenz´schen Konzepte und Theorien als zumindest teilweise überholt - aber das tue, sagt Kurt Kotrschal, Biologe und Leiter der Konrad Lorenz-Forschungsstelle in Grünau im Almtal, der Bedeutung seiner Forschungen insgesamt keinen Abbruch:
Wenn man Verhaltensbiologie betreibt, sich wirklich um Verhalten kümmert, dann kriegt man über die Tiere, mit denen man arbeitet, fast tagtäglich das Feedback, dass er natürlich recht hatte in seinen wichtigsten Elementen - nicht in allen.

Auch die Forschungsgebiete haben sich inzwischen verschoben: In der modernen Verhaltensbiologie geht es sehr viel um die kognitiven Fähigkeiten von Tieren und um Lernverhalten - Bereiche, mit denen sich Lorenz seinerzeit kaum beschäftigte. Was er aber betonte - und was ihm immer wieder vorgeworfen wurde, waren seine oft missverstandenen Analogieschlüsse von tierischem auf menschliches Verhalten: Sie werden von der Neurobiologie heute mehr als nur bestätigt, auch in Bezug auf Konrad Lorenz Lieblingstiere, die Graugänse - wobei Lorenz Richtiges sah, ohne über entsprechende Ergebnisse der Gehirnforschung zu verfügen:

Wir wissen, dass viele dieser Analogien gar keine sind, sondern auf identischen Hirnstrukturen und Vorgängen im Gehirn beruhen. Also Graugänse und Menschen schauen ein bissl unterschiedlich aus, aber man darf sich nicht täuschen lassen: Das ist sozusagen die äußere Hülle, das innere soziale Modell und kognitive Modell ist erstaunlich konservativ geblieben - und das wusste Lorenz zum Beispiel noch nicht.

Mittagsjournal, 25.2.2014