Ukraine vor finanziellem Kollaps

In der Ukraine hätte das Parlament heute eigentlich einen neuen Ministerpräsidenten wählen sollen, doch die Entscheidung wurde vertagt. Für die Ukraine drängt jedenfalls die Zeit - das Land steht kurz vor dem Staatsbankrott. Deswegen müssen jetzt rasch internationale Hilfsgelder fließen.

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Mittagsjournal, 25.2.2014

Viele offene Rechnungen

Die finanzielle und wirtschaftliche Lage der Ukraine war schon vor dem politischen Umsturz nicht rosig. Immer wieder war man auf Geldspritzen des großen Nachbarn Russland angewiesen. Jetzt hat sich die Lage aber noch weiter verschärft. Wegen des politischen Umbruchs hatte Russland zuletzt eine Finanzhilfe über 15 Milliarden Dollar vorerst auf Eis gelegt, sagt Peter Havlik, vom Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche.

Schon in den nächsten Wochen brauchte die Ukraine Finanzhilfen von rund 2 Milliarden Dollar. Außerdem seien noch Rechnungen über Gaslieferungen aus dem Vorjahr offen. "In den nächsten Monaten muss die Internationale Gemeinschaft eine entscheidende Hilfe für die Ukraine leisten, sonst droht ein Finanzkollaps."

Kredite von österreichischen Banken

Direkt betroffen von einer solchen Situation wären auch zwei österreichische Banken: Raiffeisen und die Bank Austria. Raiffeisen ist mit seiner Tochterbank Aval am stärksten von allen ausländischen Banken in der Ukraine engagiert. Aber auch die Bank Austria hat dort Kredite von rund 2,5 Milliarden Euro vergeben.

Raiffeisen plant schon länger, die Tochterbank Aval zu verkaufen. Zuletzt hätten zwei bis drei Partner Interesse angemeldet, sagt eine Sprecherin. Welche Auswirkungen die aktuelle Lage auf diese Verkaufsgespräche haben könnte, will man allerdings nicht kommentieren. Auch die Bank Austria würde sich gerne aus der Ukraine zurückziehen. Verkaufsgespräche gibt es aber noch keine.

Ukraine droht Spaltung

Zur politischen Lage gibt es bei der Bank Austria vorerst keinen Kommentar. Und bei Raiffeisen sagt man nur so viel: Man hoffe, dass sich die EU gemeinsam mit Russland der Ukraine annimmt. Die Gefahr einer Spaltung des Landes sei gegeben.

Die Gefahr einer solchen Spaltung sieht auch Osteuropa-Experte Peter Havlik. Aus seiner Sicht wäre das eine Katastrophe, nicht nur für die Ukraine, auch für die Beziehungen zwischen Russland, der EU und den USA. Im schlimmsten Fall könne eine Spaltung sogar zu einem Bürgerkrieg in der Ukraine führen.