Höchster Finanzbeamter wechselt zum RH

Gerhard Steger, Chef der Budgetsektion im Finanzministerium und einer der mächtigsten Beamten, gibt freiwillig seine Position auf und wechselt in den Rechnungshof. Die Spekulationen über den Grund für seinen Abgang blühen: Geht da jemand im Zorn, oder bringt er sich in Position für höhere Weihen?

Morgenjournal, 26.2.2014

"Angenehme Kooperation" mit Spindelegger

Gerhard Steger ist Sozialdemokrat. Von Rudolf Edlinger zum Leiter der Budgetsektion gemacht, hat er Karl-Heinz Grasser und die vier ÖVP-Finanzminister danach überlebt. Jetzt wird Steger Chef der Finanzsektion im Rechnungshof, ein durchaus ehrbarer Posten - aber karrieremäßig wohl doch ein Abstieg. Steckt da mehr dahinter? Flüchtet Steger vor den angeblichen Flügelkämpfen im Spindelegger-Ressort, wie sie kolportiert werden? Mitnichten, sagt der Spitzenbeamte: Er arbeite "mit dem Herrn Vizekanzler und seinem Team" sehr gut zusammen, der Wechsel hab damit nichts zu tun. Im Gegenteil, es habe "professionelle und auch menschlich angenehme Kooperation" gegeben. Steger widerspricht auch Darstellungen, dass es im Finanzministerium zwei Fraktionen gebe - eine Fraktion der Vorgängerin Maria Fekter, die der neuen Fraktion Spindeleggers unfreundlich gegenüberstehe. Das seien Sichtweisen, die von außen hereingetragen würden, so Steger.

Von außen hat es tatsächlich sehr bissige Kommentare gegeben: So wurde der Finanzminister, der aus den Reihen des ÖAAB kommt, vom Parteifreund aus dem Wirtschaftsbund, Christoph Leitl, quasi als Finanzlehrling, hingestellt, der als "Gefangener im Finanzministerium" und "zu jung im Ministerium" sei, um sich gegenüber seinen Beamten zu behaupten. Womit Leitl auch die Macht von Spitzenbeamten wie Gerhard Steger anschaulich umschrieben hat. Dass so einer jetzt ohne jeden Hintergedanken die Seiten wechselt und Finanzkontrolle machen will, einfach weil es eine neue Herausforderung ist - das ist schwer zu glauben.

Neuer RH-Chef? - Keine Pläne

Doch der 56-jährige Steger sagt, er habe keine Karrierepläne mehr: "Ich muss nicht mehr in diesen Kategorien denken. Das ist das Privileg eines alten Sektionschefs." Das gilt auch für den Chefposten des Rechnungshofes, der in zwei Jahren frei wird. Er beschäftige sich auch nicht mit solchen Dingen, so Steger. Die zwölfjährige Amtszeit von Rechnungshof-Chef Josef Moser läuft Mitte 2016 aus. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich ein Sektionschef aus dem Haus unter den Nachfolgekandidaten findet.