Alexander Tschernek denkt nach

Philosophie pur

Philosophie findet sich zwar in Büchern, mehr oder weniger dicken, doch die Philosophen - fast immer waren es Männer - haben meist zuerst geredet und dann geschrieben. Philosophie beginnt also mit dem Hören, denn Gedanken werden im Reden verfertigt, wie Kleist bemerkt, sie entfalten ihre Kraft erst in der Dimension des Zuhörens.

Alexander Tschernek

(c) ORF

Haben Sie schon einmal Geld aus dem Fenster geworfen? Ich ja. 1996 zwei Mark aus einem Zug zwischen Freiburg und Basel. Sonst nicht. Es ist eine alte Weisheit, dass Geld nicht glücklich macht. Trotzdem tappt man immer wieder in diese Gedankenfalle und sieht ein Paradies mit Geldscheinen vor dem inneren Auge. Wie aber ist es wirklich um die Beziehung von Geist und Geld bestellt?

In Anbetracht der dräuenden Zukunftsfragen wirkt ein Rückblick in die geistesgeschichtliche Vergangenheit Wunder. Schon Aristoteles singt in der "Nikomachischen Ethik" das Lob der Großzügigkeit derart, dass es einem heutigen Lebensratgeber entsprungen sein könnte. Hannah Arendt verkündet in ethischer und analytischer Klarheit in ihrem Werk "Vita activa" fast nur frohe Botschaften, und Sören Kierkegaard rät, wie es so seine Art ist, unmissverständlich und radikal zum Sprung in den Glauben.

Auf jeden Fall ist Geld ein bewusstseinsförderndes Medium, das sich bei lauterer Absicht und kluger Verwendung sogar als materialisierte Liebe erweisen kann. "Was tun nach der Orgie?" fragt Albert Camus in "Der Mensch in der Revolte". Ich habe da einen Vorschlag: kleine Schritte machen und auf der Erkenntnisspur bleiben. Denken und umdenken. Das hilft.

Service

Alexander Tschernek, "Philosophie pur", ORF-CD773