Fukushima - drei Jahre danach
Die Regierung Japans vertraut drei Jahre nach der Fukushima-Katastrophe wieder auf die Atomkraft und will Atomkraftwerke wieder in Betrieb nehmen. Am Sonntag hatten etwa zwölftausend Menschen in Tokio gegen diesen Plan der Regierung protestiert.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 11.3.2014
"Alles unter Kontrolle"
Man habe in Fukushima alles unter Kontrolle, tönt es vom Premierminister abwärts. Japans Regierungschef Shinzo Abe will außerdem die fast 50 Atommeiler des Landes wieder hochfahren, die seit der Atomkatastrophe mit wenigen Unterbrechungen stillstehen. Was Japan saftige Rechnungen für den zusätzlichen Import von Öl, Gas und Kohle beschert. Alles unter Kontrolle. Die Lage vor Ort lässt anderes vermuten.
400 Tonnen radioaktiv kontaminiertes Wasser fallen täglich in Fukushima an, das zur Kühlung der havarierten Reaktoren gebraucht wird. Hunderttausende Tonnen lagern bereits in Tanks, die immer wieder leck schlagen. Grundwasser dringt in die Reaktorbereiche ein. Immer wieder gibt es Berichte, dass ein Teil davon in den Pazifik rinnt. Der Kraftwerksbetreiber TEPCO und die Behörden spielen solche Meldungen routiniert herunter.
Die ursprünglich 20 Kilometer um das AKW gezogene Sperrzone ist mittlerweile in mehre Zonen unterteilt worden. Das macht Sinn, weil sich die Strahlung unregelmäßig ausgebreitet hat. Allerdings wird der Vorwurf laut, dass die Dekontamination der Dörfer nur oberflächlich passiert und vor allem eines zum Ziel: die Menschen möglichst schnell wieder in ihre alten Häuser zurückzubringen erzählt Takeru Arakita, Experte für Krisenmanagement an der Universität Fukushima: „Sie zwingen die Menschen zur Rückkehr auch wenn die das gar nicht wollen. Sobald ein Gebiet für bewohnbar erklärt wird verlieren die Menschen innerhalb von drei bis sechs Monaten die Kompensationszahlungen. So haben viele keine andere Wahl als heimzukehren. Aber eigentlich sollten wir aufgrund der Strahlenwerte die Evakuierungszonen ausweiten.“
Hisaaki Niitsuma erläutert das Problem recht einleuchtend. Ein Dekontaminationsteam hat sein Haus gereinigt. Es liegt 20 Kilometer vom Reaktor entfernt, er selbst lebt weiter weg in einer Notunterkunft: Der Hügel und der Wald hinter meinem Haus wurden nicht dekontaminiert. Und so ist es nur eine Frag der Zeit bis Wind und Regen auch bei meinem Haus die Strahlenwerte wieder ansteigen lassen. Dass hier alles sicher ist, davon kann keine Rede sein.“
Alltag in der Provinz Fukushima. Während der Rest des Landes die Katastrophe langsam aber sicher zu vergessen scheint. Was den Frust der Opfer nur noch verstärkt.