Boeing-Flug MH370 wird zum Mysterium

Das Verschwinden einer Passagiermaschine der Malaysia Airlines am Samstag wird immer mehr zum Mysterium. Sämtliche Spuren wie mögliche Bruchstücke im Meer und Radarkontakte erweisen sich bei genauerem Hinsehen als substanzlos. Der Vorstandsdirektor der Flugsicherheitsbehörde Austro Control spricht von einem historisch einzigartigen Vorfall. Es sei schier unmöglich, dass alle Sicherungssysteme versagt hätten.

Ein Mann, gestikulierend im Studio

Heinz Sommerbauer im Gespräch mit Wolfgang Wittmann

(c) Schimmer, ORF

Mittagsjournal, 13.3.2014

Heinz Sommerbauer im Gespräch mit

Kein Wrack, kein Radarkontakt

Auch knapp eine Woche nach dem Verschwinden der Boeing 777 der Malaysia Airlines fehlt von der Passagiermaschine jede Spur. Der Transportminister Malaysias hat einen Bericht zurückgewiesen, wonach das verschwundene Flugzeug nach dem letzten Radarkontakt angeblich noch vier Stunden weiterflog. Vertreter des Flugzeugbauers Boeing sowie des Triebwerk-Herstellers Rolls-Royce, die in Kuala Lumpur bei den Ermittlungen helfen, hätten diese Angaben nicht bestätigt.

Anlass zu neuer Hoffnung hatten auch chinesische Satellitenbilder von möglichen Wrackteilen der vermissten Maschien gegeben. Doch die Rettungskräfte fanden im Südchinesischen Meer keine Hinweise auf zunächst vermutete Metallteile. "Dort ist nichts", sagte der Chef der zivilen Luftfahrt, Azharuddin Abdul Rahman. Wie diese beiden Spuren sind auch alle anderen Hinweise auf den Verbleib der Boeing mit 239 Insassen an Bord im Sand verlaufen.

"Weltweit einzigartige Situation"

Doch wie kann sich eines der modernsten Zivilflugzeuge buchstäblich in Luft auflösen? Auf diese Frage findet auch der Vorstandsdirektor der Österreichischen Luftraumsicherung "Austro Control", Heinz Sommerbauer, keine Antwort. Seinen Kollegen und ihm sei kein vergleichbarer Fall bekannt. "Diese Situation hat es weltweit noch nie gegeben." Es sei schier unmöglich, dass alle Sicherungssysteme gleichzeitig versagt hätten, sagt Sommerbauer im Ö1-Gespräch.

Wenn ein Flugzeug abstürze, dann werde automatisch ein Notsignal gesendet, das von Satelliten und anderen Flugzeugen in der Nähe aufgenommen und weitergeleitet werde. An Bord des verschollenen Boeing-Modells gebe es sogar gleich drei solcher Sender. Selbst, wenn die Maschine auseinandergebrochen wäre, hätte einer dieser Crashsender ein Signal schicken müssen, so Sommerbauer. "Der Alarm wird auch bei Kontakt mit Wasser automatisch ausgelöst."

"Funkverbindung immer aufrecht"

Auch der plötzlich abgebrochene Kontakt zu den Piloten ist für den Flugsicherheitsexperten ein Rätsel. Zwar gebe es auch im südchinesischen Meer Bereiche, die vom zivilen Radar nicht erfasst würden. Doch selbst wenn der Transponder für die Radarverbindung absichtlich gekappt worden wäre - eine Funkverbindung sei überall und zu jeder Zeit aufrecht.

Unklar ist, warum die Piloten über Funk keinen Notruf abgesetzt hatten. US-Terrorexperten schließen daher mittlerweile auch die Theorie nicht aus, dass jemand ins Cockpit eingedrungen ist und die Maschine in seine Gewalt gebracht hat. Doch auch diese Version lässt noch viele Fragen offen.