Serbien: Neuer Premier Vucic
In Serbien hat die Fortschrittspartei von Aleksandar Vucic die vorgezogene Parlamentswahl mit deutlichem Vorsprung gewonnen und vermutlich sogar die absolute Mehrheit geschafft. Die Sozialisten, die bisher den Premierminister stellten, wurden nur zweitstärkste Partei. Neuer Premierminister Serbiens wird also Alexandar Vucic, der schon bisher als der starke Mann der Regierung galt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 17.3.2014
Mann der schrillen Töne
Das erstaunlichste an Aleksandar Vucic ist seine Wandlungsfähigkeit. Der Zwei-Meter-Mann begann seine politische Karriere in den 90er-Jahren als Ultranationalist in der radikalen Partei von Vojislav Sesselj. Charakteristisch für ihn waren damals ein schneidender Redeton, geifernde Aussagen, wilde Handbewegungen, schlechtsitzende Anzüge, eine Anti-EU-Haltung und die Verteidigung von Kriegsverbrechern. Im Parlament wetterte er gegen ein Eingreifen der NATO in den Bosnienkrieg, versprach, für jeden getöteten Serben würden 100 Muslime getötet.
Bruch mit Vergangenheit
Heute präsentiert sich Vucic ganz anders. 2008 brach er mit den Radikalen, entschuldigte sich für frühere politische Haltungen, will Serbien bis 2018 in die EU bringen und trägt gutsitzende Maßanzüge. Gestern, als der Wahlsieg seiner Fortschrittspartei feststand, sagte er: "Mein Ziel ist es nicht, reich zu werden, mein Ziel ist ein besseres Serbien für die Menschen."
Seine Hände hält er jetzt im Zaum, ähnlich wie Deutschlands Bundeskanzlerin Merkel oft zur Raute gefaltet. Deutschland spielt bei ihm überhaupt eine große Rolle, sowohl die Sprache als auch die Wirtschaft, wie sein deutscher Strategie- und Wirtschaftsberater Jörg Heeskens bestätigt.
Medien zittern
Vucic hat vor der Wahl tiefgreifende Reformen versprochen. Die Rekordarbeitslosigkeit von 25 Prozent, die hohe Verschuldung, die Bildung- und Kulturmisere Serbiens verlangen auch danach. Kritiker allerdings werfen ihm vor, weder den Willen noch die Fähigkeit für echte Reformen mitzubringen. Und sie befürchten, jetzt, da Vucic fast unbegrenzte Macht hat, eine Beschneidung regierungskritischer Medien - wie schon einmal, als der heute populärste Politiker Serbiens als Informationsminister dort fremde Söldner und Verräter ortete und die Medien zusperren ließ.