Kritik an Brustkrebsvorsorge

Seit Anfang des Jahres gibt es ein neues Vorsorgeprogramm für Brustkrebs. Frauen zwischen 45 und 69 werden per Brief zur Kontrolluntersuchung eingeladen. Wer früher zum Test will, erhält eine Überweisung nur mehr bei konkretem Verdacht. Mediziner befürchten schlimmstenfalls mehr Krebsfälle und fordern eine Anpassung des Systems.

Morgenjournal, 18.3.2014

Helga Lazar und Clemens Wolf

Frauen verunsichert

Alle Frauen in der Risiko-Altersgruppe von 45 bis 69 werden seit Jänner per Post zur Vorsorgeuntersuchung eingeladen. Wer die Einladung bekommt, hat drei Monate Zeit für die Mammografie. Eine Überweisung wird nicht mehr gebraucht. Im Umkehrschluss heißt das: Gynäkologen und Hausärzte dürfen nur mehr dann zur Mammografie überweisen, wenn es schon Anzeichen für eine Erkrankung gibt. Dieses neue System sorgt für Verunsicherung bei vielen Frauen. Das bestätigt auch der Radiologe Georg Pfarl vom Sankt Josef Krankenhaus in Wien. Dort gibt es ein Zentrum für Brustgesundheit: Viele Frauen seien bei ihrem Gynäkologen in ein Vorsorgeprogramm eingebunden gewesen und erhielten nun einen Brief, von dem sie nicht wüssten, was sie damit anfangen sollten. Sie wüssten nicht genau, ob sie noch zu ihrem Gynäkologen gehen sollen oder nicht, so Pfarl.

Diese Verunsicherung zeige sich auch schon in Zahlen, sagt der Bundesfachgruppenobmann der Radiologen, Franz Frühwald. Nur fünf Prozent aller eingeladenen Frauen seien bis jetzt zur Vorsorge-Untersuchung erschienen. "Kinderkrankheiten" nennt das die Internistin Marianne Bernhart, programmverantwortliche Ärztin des Früherkennungsprogramms. Es sei noch zu früh um zu sagen, dass das Programm nicht ankommt.

Erinnerung per Post

Radiologe Franz Frühwald sieht das anders. Er ortet Handlungsbedarf und fordert Anpassungen: Überweisungen sollten zusätzlich wieder eingeführt werden. In Tirol wurde diese kombinierte Variante vergangenes Jahr getestet, dort hat mehr als die Hälfte der Frauen auch tatsächlich die Untersuchung machen lassen. So ein System geht nicht, kontert Marianne Bernhart. Denn das System sei automatisiert und beruhe darauf, dass die Frau in zwei Jahren wieder eingeladen wird, oder wenn es der Radiologe anordnet, auch früher. "Die verschiedenen Stellen unter einen Hut in den Einladungsmodus hineinzubringen, ist einfach von den Daten her nicht möglich."

Dass wichtige Informationen über das neue Programm bei vielen Frauen noch nicht bekannt sind, weiß auch Marianne Bernhart. Deshalb werden die im Jänner eingeladenen Frauen nächste Woche noch einmal per Post erinnert. Ihr Untersuchungsfenster endet ja schon in rund 14 Tagen. Die Einladung werd aber ohnehin doppelt so lang akzeptiert, sagt Bernhart.

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