Geldmangel auch in Volks- und Staatsoper
Hat die Causa Burgtheater Auswirkungen auf die anderen Töchter der Bundestheaterholding - Staatsoper und Volksoper? Er habe keinen Grund zu der Annahme, dass auch in Volksoper und Staatsoper unvorhergesehene Probleme auftreten könnten, hat Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ)letzte Woche im Kulturausschuss des Nationalrates gemeint. Nun, unvorhersehbar sind die finanziellen Probleme der anderen beiden Häuser nicht, ganz im Gegenteil.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 18.3.2014
Obwohl im Jänner die Budgets für Staatsoper, Volksoper und Art for Art Theaterservice GmbH genehmigt wurden, leiden alle Töchter der Bundestheater Holding an derselben Grundkrankheit und die heißt: nicht angehobene Basisabgeltung bei steigenden Kosten.
Jede Tochter hat versucht. in einer Art Selbstmedikation der Krankheit beizukommen, das Burgtheater hat sich dabei schwer in der Dosis geirrt und musste teilamputiert werden, Volksoper und Staatsoper konnten sich bisher noch aufrecht halten: zum einen mit der Auflösung von Rücklagen, zum anderen mithilfe einer einmaligen Finanzspritze von 4,5 Millionen Euro im Herbst 2012. Das alles hat geholfen, um mit einer schwarzen Null eine ausgeglichene Bilanz 2011/12 vorzulegen.
Unterfinanziert und am Rand des Überlebens
Doch jetzt sind alle Rücklagen aufgebraucht und Georg Springer, der bislang Metaphern gewählt hat, wie "der Tank ist leer", "wir fahren auf Reserve", oder "wir stehen jetzt nackt da", spricht es nun deutlich aus: Die Staatoper sei drastisch unterfinanziert, die Volksoper am Rand des Überlebens, so Springer in einem Interview im "Kulturmontag" im ORF. Während die Mutter also einen durchaus realistischen Blick auf ihre Opernkinder hat, versuchen die beiden sich noch gesund zu reden oder zu schweigen. In beiden Häusern will man nur schriftlich Stellung nehmen, lässt der kaufmännische Geschäftsführer der Volksoper, Christoph Ladstätter, ausrichten.
"Die laufende Saison ist finanziert und unsere Pläne sind genehmigt. Die Auslastung liegt bei
83,11 Prozent, die Einnahmen sind über Plan und die Saison verläuft sehr erfolgreich. Zu der budgetären Situation der nächsten Jahre möchten wir in der Öffentlichkeit derzeit keine Stellung nehmen, weil die Gespräche dazu noch nicht abgeschlossen sind."
In der Staatsoper verweist man auf brav gemachte Hausaufgaben. Durch die Erhöhung der Kartenpreise und die Auslastung von 99,7 Prozent konnte man die Einnahmen von 29 auf 33 Millionen Euro steigern. Außerdem habe man den höchsten Eigendeckungsgrad aller europäischer Opernhäuser. Vorsichtig äußert sich auch der kaufmännische Geschäftsführer der Wiener Staatsoper, Thomas Platzer:
"Die laufende Saison wird im Ergebnis ausgeglichen sein. Hinsichtlich der Budgets für die kommenden Spielzeiten gibt es, da alle Rücklagen aufgebraucht sind, dringenden Handlungsbedarf. Dazu sind Gespräche mit dem zuständigen Bundesminister Dr. Josef Ostermayer im Laufen: Wir arbeiten gemeinsam an einer Lösung."
Die Staatsoper sei arm, brachte es Direktor Dominque Meyer kürzlich auf den Punkt. Nicht etwa, weil die Staatsoper, wie Sven Hartberger im "Falter" konstatierte, in der künstlerischen Bedeutungslosigkeit versinke und im Ausland kaum mehr wahrgenommen werde, sondern weil man vermutlich im nächsten Jahr ein Minus schreiben werde, wenn sich an der Situation nichts ändere.
Der Ruf nach Subventionen
Sorgen, dass Volks-oder Staatsoper für die Liquiditätsprobleme des Burgtheaters herangezogen werden könnten, brauchen sich folglich beide Häuser nicht zu machen. Sie haben genug damit zu tun, sich selbst über Wasser zu halten. Immer unwahrscheinlicher zu sein scheint auch, dass die Umsetzung jenes Maßnahmenkataloges gelingt, der für die Bundestheatergesellschaften ein Einsparungspotenzial von 12,4 Millionen Euro vorsieht, bis zum Ende der Saison 2014/15.
Gefordert ist einmal mehr die Politik - die den Ruf nach einer Subventionserhöhung seit vielen Jahren ignoriert. 10 Millionen Euro zusätzlich wären für die Bundestheater wünschenswert, so Springer. Von den derzeitigen 144 Millionen Euro bekommt die Staatsoper rund 55 Millionen, das Burgtheater 46 Millionen, die Volksoper 38 Millionen und die Holding selbst 5 Millionen.