Rekord-Flüchtlingswelle in Süditalien
Seit der Flüchtlingskatastrophe von Lampedusa mit hunderten Toten im vergangenen Herbst ist es eher ruhig geworden um die südlichen EU-Meeresgrenzen. Jetzt ist der Winter vorbei und Süditalien ist mit einer neuen Flüchtlingswelle riesigen Ausmaßes konfrontiert. Allein in den vergangenen 48 Stunden sind laut italienischer Marine mehr als 2.100 Bootsflüchtlinge vor der sizilianischen Küste in Sicherheit gebracht worden.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 20.3.2014
Noch nie dagewesener Massenandrang
Die Zahl der Migranten, die in diesen Tagen die sizilianischen Küsten erreichen, könnte auf mehr als 4.000 steigen. Experten nennen zwei Hauptursachen für den aktuellen Flüchtlingsstrom: die anhaltend günstige Wetterlage, die die Menschen die gefährliche Überfahrt von Libyen über das Mittelmeer nach Europa wagen lässt, und den mit unverminderter Härte wütenden syrischen Bürgerkrieg.
Zum ersten Mal beobachte man eine derart konzentrierte Massenlandung von Migranten in nur wenigen Stunden, so Jose Angel Oropeza, der Leiter des Koordinierungsbüros der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in Rom. Die Migranten stammen laut seinen Angaben mehrheitlich aus Eritrea, Nigeria, Syrien, Mali, Gambia und Senegal.
Ankünfte verfünffacht
Die Zahl der Flüchtlinge dürfte weiter deutlich steigen. Seit Jahresbeginn haben sich die Migrantenankünfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 500 auf 5.400 verzehnfacht. Die italienische Marine ist im Dauereinsatz. Sie hat im Herbst nach der Flüchtlingstragödie vor Lampedusa mit der Unterstützung anderer Länder den Einsatz "Mare Nostrum" gestartet, um weitere Katastrophen zu verhindern.
Seit Beginn der Operation im vergangenen Oktober sind mehr als 10.000 Bootsflüchtlinge vor Sizilien gerettet worden. Die internationale Organisation für Migration forderte eine Verlängerung der Operation "Mare Nostrum". Zugleich müsse man Initiativen zur Bekämpfung der Flüchtlingswelle unternehmen.
Italiens neuer Regierungschef Matteo Renzi hat der Küstenwache für ihren Einsatz gedankt, sie habe tausenden Menschen das leben gerettet. Mit Frühlingsanbruch und besserem Wetter werden mit Sicherheit tausende weitere folgen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa - viele von ihnen werden die gefährlich Überfahrt über das Mittelmeer nicht überleben.
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