Flüchtlinge: Syrer schaffen es nicht nach Europa

Die EU darf sich nicht weiter abschotten und muss vor allem syrischen Flüchtlingen besseren Schutz gewähren. Das fordert eine europaweite Kampagne mit dem Titel "Europe Act Now", an der sich auch österreichische Organisationen beteiligen. Bis Ende 2013 wurden nur 80.000 Flüchtlinge in der EU aufgenommen, das sind nur drei Prozent aller Flüchtlinge, kritisieren sie.

Mittagsjournal, 20.3.2014

Asylanträge in den Botschaften möglich machen

Die EU leiste einen extrem bescheidenen Beitrag, um die Situation der syrischen Flüchtlinge zu verbessern. Die Tore seien fest verschlossen, die Festung EU wirke, sagt Christoph Riedl, Chef des Flüchtlingsdienstes der evangelischen Diakonie voller Ironie: "Wir haben inzwischen einen verminten Zaun in Griechenland, wir haben Stacheldrahtzäune an der spanischen Grenze, wir erinnern uns alle an die Flüchtlingskatastrophen vor Lampedusa."

Die EU müsse viele Hebel in Bewegung setzen, fordert Christoph Riedl, zum Beispiel, dass Menschen auch an den Botschaften in ihren Heimatländern Asylanträge stellen können. Es sei geradezu absurd, dass sich Europa dazu verpflichtet, Menschen aufzunehmen, und sie dann "wie Pakete" kreuz und quer durch ganz Europa schickt.

Familienzusammenführung erleichtern

Manche schaffen es aber auch in ein EU-Land. Tamim Nashed stammt aus Aleppo, vor einem Jahr bekam er in Österreich Asyl . Seine Mutter ist in Ägypten, seit eineinhalb Jahren hat er sie nicht gesehen. Sie nachzuholen, war bisher nicht möglich: "Ich kann sie nicht legal nach Österreich bringen, weil ich arbeiten muss. Leider konnte ich auch kein Visum bekommen, um nach Ägypten zu fliegen."

Die Familienzusammenführung müsse unbedingt erleichtert werden, fordert auch Herbert Langthaler vom Verein Asylkoordination. Viele warten darauf länger als ein Jahr: "Das ist eine unglaublich lange Zeit, die an der Psyche nagt."

Flüchtlinge im eigenen Land

Der Politologe Thomas Schmidinger ist gerade aus dem kurdischen Gebiet im Nordosten Syriens zurückgekommen. Dort sind etwa 500.000 Menschen Flüchtlinge im eigenen Land. Sie harren an der Grenze aus, hoffen, dass die irgendwann aufgeht und sind laut Thomas Schmidinger völlig unversorgt: "Die Kinder übernachten in der Moschee im ersten Dorf hinter der Grenze. Die Moschee ist so überfüllt, dass die noch gesunden Erwachsenen auch im Winter draußen übernachten. Es gibt keine permanente medizinische Versorgung." Alle Organisationen, die für die Flüchtlinge hinter der Grenze aktiv sind, seien in Syrien nicht aktiv, sagt Schmidinger, die Flüchtlinge säßen in Syrien in der Falle.

Schottet sich die EU weiterhin ab, sagt Schmidinger, riskiert sie auch, dass die Nachbarstaaten Syriens zunehmend instabil werden, und dann wäre die EU vielleicht mit noch viel mehr Flüchtlingen konfrontiert.