Kreisky

Ihren Namen haben sie dem bekanntesten Bundeskanzler der Zweiten Republik zu verdanken, ihre unversöhnliche Haltung dem Punkrock. 2005 wurde die österreichische Band Kreisky gegründet.

Ausschnitt des aktuellen CD-Covers von Kreisky

(c) Kreisky

Seither steht das Quartett für Gitarrenmusik gewürzt mit Witz und schlechter Laune. Das Label "grantige Band" kultiviert die Formation rund um Frontman Franz Adrian Wenzel, auch bekannt als Kunstfigur Austrofred, seit ihren Anfängen, denn Kreiskys Musik ist unversöhnlich, manchmal aggressiv und dabei herrlich mitreißend. "Blick auf die Alpen" heißt das mittlerweile vierte Kreisky-Album, das heute erscheint.

Kulturjournal, 21.03.2014

Groß ist er nicht, der Keller, in dem sich Kreisky eingemietet hat. Schummrig und etwas feucht ist es hier. Gleich daneben probt eine Heavy Metal Band, hin und wieder hört man die trockenen Schlagzeugklänge von nebenan. Aber, und darum geht es schließlich, hier kann man richtig Krach machen.

Nächste Woche geht Kreisky auf Österreich-Tour. Die Band stellt ihr neues Album "Blick auf die Alpen" vor. Frontman Franz Adrian Wenzel ist aus München angereist, wo er seit sechs Monaten lebt. "Wir proben jetzt für die Konzerte. Es gibt teilweise Nummern, die wir vor zwei Jahren aufgenommen haben. Das heißt, seither haben wir die Nummern nicht gespielt. Jetzt müssen wir sie präsentieren und in der Zwischenzeit ist schon einiges verloren gegangen", sagt Klaus Adrian Wenzel augenzwinkernd.

Das neue Album

"Blick auf die Alpen" heißt das neue Kreisky-Album. Ein Titel, mit dem die Band ihre Fans gleich lustvoll in die Irre führt. Um geografische Landnahme geht es hier sicher nicht. Eher schon um das Imaginäre. Die Enge im Kopf, den verstellten Blick. Der deutsche Punkrockrabauke Schorsch Kamerun besang einst das Binnenland, in dem man die Enge nicht versteht. Die Band Kreisky legt eins nach und schreit gewöhnt wortgewandt, ihren Unmut in die Welt hinaus. So laut, dass es gewiss im entlegensten Bergdorf wiederhallt.

"Für uns ist es auch wichtig, dass man durchaus auch merkt, wo wir herkommen. Das soll keine globalisierte Popmusik sein. Man darf schon hören, dass wir aus Österreich kommen und dass das der Boden ist, aus dem wir schöpfen", sagt Klaus Adrian Wenzel. "Blick auf die Alpen", so Franz Adrian Wenzel weiter, funktioniere eher wie eine Short-Story-Sammlung.

Die Songs sind wie kleine Zellen, in denen eine Geschichte angedeutet wird. Über die TV-Gladiatoren unserer Tage, an denen wir uns, die unwürdig Unterhaltenen, ergötzen, über den alltäglichen Stumpfsinn, über das neue Kreativprekariat, das es - längst jenseits der Dreißig - immer noch nicht zur Vollanstellung gebracht hat. Doch Kreisky spielt nicht auf der Klaviatur larmoyanter Generationenbefindlichkeit wie man sie von anderen Popbands kennt.

"Nach unserem Verständnis waren wir auf den ersten drei Alben eine Popband, die mit Rockmitteln arbeitet, und wir haben das Gefühl, dass wir auf dieser Platte unser Instrumentarium, unser Vokabular ausgebaut haben. Die Nummern, die jetzt rausgekommen sind, sind nicht nur Rocksongs, sondern fast dramatische Miniaturen", sagt Franz Adrian Wenzel.

Im Video zum Song "Selbe Stadt, anderer Planet" sitzen die vier Herren in gravitätischer Starre nebeneinander. In feinen Zwirn gehüllt, sehen sie aus wie der leibhaftige Klassenfeind, so zumindest hätte man es in den 1970er Jahren gesehen, als der Namensgeber der Band die Alpenrepublik in eine gesellschaftspolitisch neue Ära geführt hat. Die rotzige Punkerattitüde hat Kreisky trotzdem ins 21. Jahrhundert hinübergerettet.

Der alltägliche Stumpfsinn

Aufgenommen wurde "Blick auf die Alpen" an einem besonderen Ort: im ehrwürdigen Wiener Konzerthaus nämlich. Genauer: im Studio der Wiener Symphoniker. Ausgewählt hat die Band das Studio wegen seiner besonderen Akustik, aber auch das Ambiente hat es der Band angetan: "Für uns ist das ein Ambiente, wo man sich normalerweise als Rock- oder Popband nicht aufhält. Man ist es ja gewöhnt als Band, dass man auf engem Raum zusammen ist: in einem kleinen Proberaum, in einem kleinen Tourbus, in einem kleinen Hotelzimmer. Im Konzerthaus konnten wir uns ausbreiten. Man hat durch die Gänge schweifen können und ist großartigen Musikern und Musikerinnen begegnet. Eine sehr angenehme Umgebung, um ein Album aufzunehmen", sagt Kreisky-Schlagzeuger Klaus Mitter.

In den kommenden Wochen tauscht Kreisky die großzügigen Räumlichkeiten des Wiener Konzerthauses mit dem Leben im Tourbus. Ab nächsten Donnerstag präsentiert die Band ihr neues Album in Österreich. Die erste Station ist Innsbruck.

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