Freihandel, Abkommen und Fakten
Der Freihandelsabkommen (TTIP) soll USA und EEU zu einem riesigen Wirtschaftsraum vereinen. Also keine Zölle mehr auf Ein- und Ausfuhren und viele Erleichterungen bei gemeinsamen Geschäften und Investitionen. Befürworter des Abkommens erwarten Vorteile für die Wirtschaft. Die Gegner befürchten Arbeitsplatzverluste und schlechteren Verbraucherschutz.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 26.3.2014
Billiger, aber schlechter?
Für viele Industriekonzerne klingt es wohl wie Musik in den Ohren: Waren sollen über den Atlantik gereicht werden können, ohne teure Zölle zu zahlen. Bei gemeinsamen Geschäften und Investitionen sollen lähmende Sperren fallen. Kurzum, die beiden mächtigen Wirtschaftsblöcke USA und Europa verschmelzen zu einer Freihandelszone, in der 800 Millionen Menschen leben. Aber mit welchen Folgen für die Bürger? Werden wir im Alltag etwas davon merken? "Ja, beim Einkaufen etwa", meint Mario Holzner vom Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche - und nicht nur Negatives, nämlich niedrigere Preise und größere Vielfalt, allerdings unter Umständen mit Einschränkungen, was die Qualität der Waren anbelangt.
Und genau das - Stichworte Genmais oder Chlorhendl - lässt die Wogen hoch gehen. Werden die hohen europäischen Standards verwässert? Solche Befürchtungen habe es auch beim EU-Beitritt gegeben, erinnert Mario Holzner. Und er stimmt grundsätzlich zu, dass die USA kaum ein Abkommen unterzeichnen würden, in dem der Genmais keine Rolle spielt. Da hänge es laut Holzner davon ab, wie gute die EU verhandelt - also, ob sie es etwa Ausnahmeregelungen herausholen kann oder ganz genaue Kennzeichnungspflichten.
Jobs: Verlierer und Gewinner
Aber es geht nicht nur um Nahrungsmittel, sondern auch um Produktion und Arbeitsplätze. Wenn die großen Konzerne Waren in Massen billiger erzeugen, befürchten Kritiker, dass kleinere Betriebe auf beiden Seiten des Atlantiks nicht mithalten können. Das könnte viele Arbeitsplätze kosten. Eine Gefahr, die auch Mario Holzner sieht - aber mit Einschränkungen: Denn es sei die Frage, in welchen Bereichen und Regionen die Jobs verloren gehen - und wo sie neu geschaffen werden.
Die Befürworter des Abkommens versprechen, dass durch neuen Möglichkeiten neue Jobs geschaffen werden. In ihren Augen beflügelt das Abkommen die gesamte Wirtschaft und führt zu mehr Wohlstand. Sie rechnen vor, dass die Wirtschaftsleistung im Euro-Raum um jährlich 0,5 Prozentpunkte steigen könnte.
Befürworter und Gegner werden aber wohl noch warten müssen um zu beweisen, ob sich ihre Berechnungen und Theorien als richtig entpuppen. Denn Experten bezweifeln, dass das Abkommen noch heuer über die Bühne gehen könnte.
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