Ärztearbeitszeit: Hilfe für Turnusärzte

Österreichs Ärzte und Ärztinnen in den Spitälern arbeiten zu lange - so sieht das die EU und fordert jetzt eine Reform des Ärztearbeitsgesetzes, sonst muss Österreich Strafen zahlen. Unabhängig von dieser Klagsdrohung haben sich Spitalserhalter bereits Maßnahmen überlegt, um die Arbeitsbedingungen von Ärzten und besonders von Turnusärzten zu verbessern und dem drohenden Ärztemangel gegenzusteuern.

Morgenjournal, 31.3.2014

"Mit dem Rücken zur Wand"

In den meisten Spitälern Österreichs fehlen Turnusärzte- und ärztinnen. Mittlerweile herrschten alarmierende Zustände, sagt Karlheinz Kornhäusl, Vertreter der Turnusärzte in der Österreichischen Ärztekammer: Der Ärztemangel mache auch vor Wien nicht mehr Halt, man stehe überall mit dem Rücken zur Wand: "Sprich: Turnusarztstellen können nicht mehr besetzt werden."

Ende des "Flaschenzugs"

Turnusärzte seien zu sehr mit Routinearbeiten beschäftigt, darunter leide die Ausbildung. Die steirische Krankenanstaltengesellschaft KAGES hat gemeinsam mit der Ärztekammer ein Bündel Maßnahmen überlegt, den Arztberuf wieder attraktiver zu gestalten. KAGES-Vorstandsvorsitzender Karlheinz Tscheliessnigg: So habe man zum Beispiel den "Flaschenzug" abgestellt, also das Anhängen der Infusionen rund um die Uhr. Das sei nicht mehr Aufgabe der Turnusärzte, es gebe auch andere Ausbildungsinhalte. Daher habe man mit der Pflege gemeinsam eine Teilung der Routinearbeiten gemacht, erläutert Tscheliessnigg. Dieses "Attraktivitätsmodell" soll flächendeckend bis Jahresende in allen steirischen Spitälern umgesetzt werden.

Auch andere Bundesländer versuchen dem Turnusärztemangel entgegenzuwirken. So sei man auch in Vorarlberg so weit, dass kein Turnusärzt mehr mit dem "Flascherlwagen" über die Gänge laufen muss, schildert Karlheinz Kornhäusl, Turnusarztvertreter der Ärztekammer. Auch in Oberösterreich werde routinemäßig von Schwestern Blut abgenommen.

EU-Vorgabe "praxisfern"

Fragen wie Gehalt und lange Arbeitszeiten seien Gegenstand anderer Verhandlungen, heißt es aus der Steiermark. Eine 48-Stundenwoche, wie sie von der EU verlangt wird, sei aber praxisfern, so Vorstandsvorsitzender Tscheliessnig: "Selbstverständlich wird einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin, die nach einem Dienst erschöpft ist, nach Hause schicken. Aber man kann es nicht einfach über einen Kamm scheren. Das Leiden und die Unfälle der Menschen halten sich nun einmal nicht an die Arbeitszeit." Sollten diese strenge Arbeitszeitvorgaben kommen, befürchte er eine Qualitätsverminderung, so der KAGES-Vorstandsvorsitzende.