"F.X.Seltsam": Mölzer gegen Alaba?

David Alaba, geboren in Wien, ist einer der erfolgreichsten österreichischen Fußballer aller Zeiten. Doch der Sohn einer Philippinin und eines Nigerianers hat anscheinend nicht nur Fans: Der FPÖ-Politiker Andreas Mölzer soll David Alaba rassistisch beleidigt haben, und zwar in einem unter dem Pseudonym "F.X.Seltsam" verfassten Zeitungsartikel. Das wirft die Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch Mölzer vor.

Mittagsjournal, 1.4.2014

Pseudonym enttarnt?

Der Stanley Kubrick-Film "Dr.Seltsam - oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben" ist ein Filmklassiker der 1960er - eine Satire über Auswüchse des Kalten Krieges. Der Ex-Nazi-Rüstungstechniker Dr.Seltsam, im Original Dr.Strangelove, wird dargestellt von Peter Sellers. Sein perfides Grinsen vor dem Atomraketenbildschirm ist Filmfreunden sicher im Gedächtnis. Jetzt gibt es möglicherweise ein beziehungsvolles Wiederauftauchen des eigenartigen Familiennamens in Österreich: Ein Herr F.X.Seltsam schreibt seit längerem Kommentare und Glossen in diversen Schriften des rechten Lagers. Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes glaubt jetzt belegen zu können, dass F.X.Seltsam ein Pseudonym für einen alten Bekannten der rechtsnationalen Szene ist: für Andreas Mölzer, Spitzenkandidat der FPÖ bei der EU-Wahl, zuletzt aufgefallen mit seiner Bemerkung über die Europäische Union als "Negerkonglomerat".

Dieser F.X.Seltsam hat kürzlich geglaubt, über Österreichs Starfußballer David Alaba, dreifacher Fußballer des Jahres und zuletzt Sportler des Jahres, ätzen zu müssen.

Vorwurf von SOS Mitmensch

In dem Artikel wird David Alaba als "Österreicher" bezeichnet - aber eben nur unter Anführungszeichen. Alaba sage von sich selber, er wäre echter Wiener, obwohl er "pechrabenschwarz" sei. "Doch wozu sind die autochthonen Österreicher und die eingeborenen Wiener dann überhaupt noch gut?" - fragt der Autor des Artikels mit dem Namen F. X. Seltsam. Mit zynischem Unterton geht es in dem Text aus der Zeitung "Zur Zeit" auch um David Alabas Eltern und warum sie überhaupt nach Österreich gekommen sind. Für Alexander Pollak von SOS Mitmensch ist klar, dass Andreas Mölzer von der FPÖ den Artikel geschrieben habe: "Offenbar liebt der Herr Mölzer Versteckspiele, er versteckt sich gern hinter Ironie und offenbar auch gern hinter Pseudonymen, und ist offenbar nicht bereit, auch zu seinen Gedankenwelten zu stehen."

Der Beleg für den Vorwurf stamme aus dem Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands, sagt Alexander Pollak. Dort sei den Mitarbeitern schon seit Anfang der 90er-Jahre klar, dass sich hinter dem Pseudonym "F. X. Seltsam" Andreas Mölzer verbirgt, sagt Willi Lasek vom Dokumentationsarchiv: "Wir sind damals darauf gestoßen, dass in einer Zeitschrift der Kärntner Nachrichten ein Artikel unter dem Namen 'Andreas Mölzer' veröffentlicht worden ist, der dann im gleichen Jahr auch ident in der 'Aula' erschienen ist. Wobei der Artikel gezeichnet war mit 'F.Seltsam'." Das Dokumentationsarchiv habe in den folgenden Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass es sich bei F.X. Seltsam und Andreas Mölzer um die dieselbe Person handle. Andreas Mölzer habe dem auch nie widersprochen.

Kein zweifelsfreier Nachweis

Der Artikel über David Alaba ist vor zwei Jahren erschienen. Warum ein möglicher Zusammenhang mit Andreas Mölzer erst jetzt auffällt, erklärt Alexander Pollak von SOS Mitmensch so: "Im Zuge der Debatte über die rassistischen Sager von Andreas Mölzer hat das Thema eine Aufmerksamkeit bekommen, und daher wurden dann auch Recherchen angestellt und man ist auf diese Artikel und Belege gestoßen." Man könne dennoch nicht zweifelsfrei beweisen, dass Andreas Mölzer den Alaba-Artikel wirklich selbst geschrieben hat, schränkt Willi Lasek vom Dokumentationsarchiv ein: "Das kann nur er beantworten. Das ist letztlich eine offene Frage. Und man kann auch nicht hundertprozentig ausschließen, dass das Pseudonym von jemand anderem verwendet worden ist."

Und so sagt auch Andreas Mölzer, dass er den Artikel nicht geschrieben habe. Wer es wirklich war, will er nicht sagen - das unterliege dem Redaktionsgeheimnis von "Zur Zeit".

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