NÖ: Plastikmüll in Donau "nicht gefährlich genug"

Aus dem Schwechater Werk des Chemieproduzenten Borealis ist Plastikgranulat in die Donau geflossen. Das hat "Die Presse" berichtet. Laut Recherchen von Ö1 hat das Land Niederösterreich schon vor fast vier Jahren davon gewusst, den Vorfall aber der Öffentlichkeit verschwiegen. Das Amt der NÖ-Landesregierung erklärt das jetzt damit, dass Plastik nicht gefährlich genug sei, um es öffentlich melden zu müssen.

Mittagsjournal, 3.4.2014

300 Kilo Plastik täglich

Die Menschen in Niederösterreich sind nicht davon informiert worden, dass Plastik in die Donau gespült worden ist. Warum die Behörden den Vorfall verschwiegen haben, erklärt der Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft, Ludwig Lutz, so: "Der Stoff ist nicht gefährlich genug, oder ist nicht gefährlich, deswegen ist er nicht aufgenommen in die entsprechenden Bestimmungen, wo entsprechende Meldungen zu setzen sind."

Auch das Umweltministerium, damals geleitet von ÖVP-Minister Nikolaus Berlakovich, sei nicht informiert worden, so Ludwig Lutz: "Weil das Plastik ist, ein normaler Inhaltsstoff, wo es keine Regelungen gibt für Information nach oben."

Dass die Forscher der Universität Wien von täglich mehreren Tonnen Plastik in der Donau sprechen, hält der Beamte für übertrieben. Er geht von deutlich weniger als der kolportierten Menge von mehreren Tonnen täglich aus, nämlich "hochgerechnet pro Tag 300 Kilo". Doch wie viele Tage lang sind diese 300 Kilogramm in die Donau geflossen? Dazu Ludwig Lutz: "Das kann keiner sagen."

Widersprüchliche Borealis-Aussagen

Ö1 hat bei Borealis nachgefragt und wollte auch vom Unternehmen wissen, warum die Öffentlichkeit nicht sofort informiert worden ist und wie viel Plastik genau aus dem Werk ausgetreten ist. Interview wollte man dazu keines geben, hat aber zugesagt, unsere Fragen schriftlich zu beantworten. Antworten hat Ö1 dann keine bekommen, sondern nur eine kurze Stellungnahme. Darin heißt es unter anderem: "Wir haben und hatten zu keinem Zeitpunkt ein Leck in unseren Anlagen oder den Abwasserrohren. Es kam zu dem Verlust aufgrund eine Jahrhundertregens im Juli 2010."

Das widerspricht aber einer früheren Stellungnahme von Borealis, in der es heißt: "Das gesamte Kanalsystem am Standort Schwechat wurde von einem Kamerawagen befahren. Schwachstellen wurden identifiziert, das Kanalsystem ist inzwischen technisch dicht." Inzwischen komme also kein Borealis-Plastik mehr in die Donau. Warum dort immer noch Plastik schwimmt, will das Land Niederösterreich in Zukunft aufklären.