Berlusconi-Strafe: Hausarrest oder Sozialarbeit

In Mailand entscheiden heute zwei Richterinnen, wie der Milliardär und ehemalige Ministerpräsident Silvio Berlusconi seine Strafe wegen Steuerbetrugs verbüßen muss: entweder wird er für neun Monate unter Hausarrest gestellt oder er muss Sozialdienst leisten. Beides empfindet Berlusconi für einen Parteichef der stärksten Oppositionspartei als unzumutbar

Morgenjournal, 10.4.2014

Ewigjunger im Altersheim

Berlusconi verliert leicht die Nerven, wenn er an die Strafe denkt, die ihm droht: Stellt euch vor, wie demütigend, wenn mich da einer einfach zum Häuslputzen abkommandieren kann. Das ist nicht nur eine unglaubliche Erniedrigung für einen verdienten Staatsmann wie mich, sondern auch für unser Land - es ist lächerlich und inakzeptabel.

Aber der Tag naht: entweder Hausarrest oder Sozialdienst. Laut Zeitungsgerüchten hat die zuständige Strafbehörde dem Gericht eine besonders pikante Strafe vorgeschlagen: der 77-jährige Berlusconi, der selbst nie alt sein wollte und mit einer 29-Jährigen verlobt ist, könnte in einem Seniorenheim für Behinderte Dienst tun.

Kein Antreten bei EU-Wahl

Bis zuletzt hat Berlusconi um eine Kandidatur für das Europaparlament gekämpft. Sein Ansuchen um eine Sondergenehmigung, hat der Straßburger Gerichtshof für Menschenrechte gestern postwendend abgewiesen.

Das Mailänder Gericht hat ab heute 5 Tage Zeit zu entscheiden. Hausarrest würde Berlusconis Handlungsfreiheit sehr einschränken. Bei Sozialarbeit hätte er mehr Spielraum.

Einmal wöchentlich sechs Stunden Dienst wären in seinem Fall vorgesehen, die Nächte zuhause und keine Auslandsreisen. Wahlkämpfen könnte Berlusconi trotzdem, wenn auch eingeschränkt und ohne auf der Liste zu stehen.

Er ist immer noch Chef der größten konservativen Opposition, aber seine Forza Italia schwächelt in den Umfragen, und leidet an innerem Streit und Orientierungslosigkeit. Einen Nachfolger für den alternden Chef gibt es nicht. Der Politstar der Linken, Matteo Renzi, hat Berlusconi aus dem Rampenlicht verdrängt.