Geschichte eines Meisterwerks

Johnny Cash at Folsom Prison

"Folsom Prison Blues" war einer der ersten Songs, die Johnny Cash schrieb. "I Shot a Man in Reno / Just to Watch him die", lautet die berühmteste Zeile dieses 1955 entstandenen Liedes, mit dem Cash schon früh seine Image als Outlaw kultivierte.

Für Johnny Cash war es nicht nur ein Marketing-Gag, sich mit den Eingesperrten zu solidarisieren. Schon zu Beginn seiner Karriere gab er Konzerte in Gefängnissen, bei denen er auf seine Gage verzichtete und eine äußerst kritische Einstellung zum damaligen Strafvollzug entwickelte.

"Folsom Prison Blues" eröffnet

Als Cash Ende der 1960er Jahre tief im Drogensumpf und einem Popularitätstief versunken war, besann er sich auf seine Wurzeln - und plante einen Auftritt im legendären "Folsom Prison". Am 13. Jänner 1968 war es vormittags um 9.40 Uhr soweit: Johnny Cash begann sein Konzert - natürlich mit dem "Folsom Prison Blues".

Zensierte Fassung nach Kennedys Tod

Michael Streissguth dokumentiert in seinem hervorragenden Buch penibel Johnny Cashs Auftritt im Folsom Prison: Wie es zu dem Konzert kam, was es auslöste. Denn das Album, das im Sommer 1968 erschien, war für Johnny Cash ein Neubeginn. Vorab zum Album wurde eine Single mit der Live-Version des "Folsom Prison Blues" veröffentlicht. Der Song stieg schnell die Charts hoch. Bis zum 5. Juni 1968. Denn da wurde Robert Kennedy erschossen - und mit einem Male wollten die Radiostationen das Lied, in dem ein Mann erschossen wird, nur um ihn sterben zu sehen, nicht mehr spielen. Johnny Cash wurde bedrängt, einer neuen Version, auf der die ominöse Zeile fehlt, seine Zustimmung zu geben.

So zitiert Michael Streissguth den PR-Manager Tom Noonan, dem die Aufgabe zugefallen war, Johnny Cash zu überreden. Am Ende des Telefonats war es ihm gelungen - und bald darauf lieferte CBS neu gepresste, zensierte, Singles an die Radiostationen.

Album schreibt Musikgeschichte

Der Song kletterte erneut die Hitparaden hoch und zog das dazugehörige Album mit. Im August 1968 waren von der LP bereits 300.000 Stück verkauft. Zwei Monate später bekam die Platte Gold verliehen - für mehr als 500.000 verkaufte Exemplare.

Vom Insassen komponiert

Die Platte "Johnny Cash at Folsom Prison" endet mit einem Song, der den Höhepunkt des Vormittags darstellt. "Greystone Chapel", geschrieben von Glen Sherly, einem Insassen des Folsom-Gefängnisses. "Ich hoffe, wir werden deinem Song gerecht, Glen", sagte Johnny Cash. Dann wandte er sich der Band zu und fragte "In welcher Tonart spielen wir das noch mal?"

Service

Michael Streissguth, "Johnny Cash at Folsom Prison - Die Geschichte eines Meisterwerks", aus dem Amerikanischen von Fritz Schneider, Rogner & Bernhard