Berlusconi kommt mit Sozialarbeit davon

Im Fall Berlusconi sind die Weichen gestellt. In der Anhörung vor dem Überwachungsgericht hat der Staatsanwalt dem Antrag der Verteidiger Berlusconis grünes Licht gegeben: Italiens berühmtester Steuerbetrüger wird somit zur Strafe mit großer Wahrscheinlichkeit zehn Monate lang Sozialdienst leisten müssen. Berlusconi sieht darin zwar eine unzumutbare Strafe, aber es ist für ihn das kleinere Übel.

Morgenjournal, 11.4.2014

Besser als Hausarrest

Bald neun Monate nach dem Urteil dürfte nun feststehen, dass der Steuerbetrüger Silvio Berlusconi anstelle einer Haftstrafe gemeinützige Dienste ableisten wird. Der offizielle Richterspruch steht zwar noch aus. Doch der zuständige Staatsanwalt soll erklärt haben, dass die Anklage "gemeinnützige Arbeit" für Berlusconi befürwortet.

Italiens Medien gehen daher davon aus, dass die Variante Hausarrest jetzt vom Tisch ist - Berlusconis Horrorvorstellung. Sein politischer Spielraum wäre schlagartig gleich Null gewesen. Der Ex-Premier und nach wie vor einzige und unumstrittene Führer seiner Partei dürfte erleichtert sein. Finsterster Pessimismus und große Angst, heißt es, hätten ihn bis zur befreienden Nachricht gestern Abend geschüttelt.

Einmal pro Woche einen halben Tag

Die Sorge aber bleibt. Ab wann und vor allem wie sich sein Leben verändern wird, was er darf und nicht darf, das werden die Richter in fünf bis fünfzehn Tagen bekannt geben, heißt es. In den Gerüchten in Italien kursiert eine "Variante light" für den 77jährigen Verurteilten: Einmal pro Woche einen halben Tag Dienst in einem Alters- oder Behindertenheim. Ausgehverbot ab 23 Uhr abends bis 6 Uhr früh. Im Übrigen aber Bewegungsfreiheit in seiner Region und mit Erlaubnis darüber hinaus, womit die Möglichkeit für Wahlkampf- und Fernsehauftritte und Interviews gesichert wäre.

Hausarrest hätte für Berlusconi Abwesenheit im Europawahlkampf bedeutet und damit eine sichere Schlappe für seine ohnehin schwächelnde Partei.