Hotline gegen Radikalisierung geplant
Seit Beginn der Syrien-Krise sollen bereits rund 80 Personen aus Österreich als Kämpfer in den Krieg gezogen sein, Tendenz: steigend. Das Innenministerium plant, eine "Deradikalisierungs-Hotline" einzurichten. Überlegt wird, diese Anlaufstelle bei der Polizei anzusiedeln.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 22.4.2014
Anzeige oder Beratung?
Eine Anlaufstelle für besorgte Eltern, Freunde, Familienangehörige soll die "Deradikalisierungs-Hotline" anbieten, sagt Reinhard Kreissl vom Institut für Kriminalsoziologie in Wien. Er leitet das Projekt der Deradikalisierungsstelle. Dort sollen Betroffene, die eine Radikalisierung bei einem Verwandten oder Nachbarn befürchten, an Experten weitergeleitet werden, die dabei helfen können, die Situation einzuschätzen. Fraglich ist jedoch, ob die Hotline selbst auch bei der Polizei angesiedelt wird. Denn gibt es einen "manifesten" Verdacht, hat die Polizei Anzeigepflicht, bestätigt Kreissl. "Aber wenn jemand sagt, ich gehe jetzt drei Mal pro Woche in die Moschee, lasse mit einen Bart wachsen und lebe nach den Regeln des Korans, ist das kein anzeigepflichtiges Verhalten." Die Hotline sei die Schnittstelle zur Öffentlichkeit - "aber viel interessanter ist: Was passiert danach?"
Sprich: die Hotline könnte via Polizei hergestellt werden, die Betroffenen könnten dann aber von NGOs beraten und betreut werden, sagt Kreissl. Er will nun Organisationen wie Zara und Neustart in Boot holen und gemeinsam überlegen, wie man so etwas gestalten könnte. Mit den Institutionen würden derzeit Gespräche geführt, sagt Kreissl. Entschieden sei bis jetzt noch nichts.
Skifahren in Pakistan
Woran merkt man, dass sich jemand radikalisiert? Gar nicht so einfach, sagt Kreissl: Denn einem Jugendlichen, der nicht radikal ist, dem fehle etwas in seiner Biografie. Aber: "Wenn er einmal drei Wochen verschwindet und sagt, ich bin in Pakistan zum Skilaufen, dann würde ich mir Gedanken machen."
Man kann niedrigschwellig das Angebot machen: "Wer Hilfe braucht, hier ist die Nummer, ruft an", sagt Kreissl. Die Hotline selbst soll bis zum Herbst in Betrieb gehen.
Übersicht
- Sicherheit