Leitl: "Weckruf" für Standort Österreich
Vorigen Sommer sorgte Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl mit seiner Beschreibung vom "abgesandelten Standort" Österreich für Aufregung. Jetzt, wo die Diskussion darüber wieder aufgeflammt ist, will Leitl seine "abgesandelt"-Aussage zwar nicht mehr wiederholen, spricht im Ö1-Interview aber von einem notwendigen Weckruf.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 22.4.2014
"Stunde des Handelns ist da"
Bei der voestalpine wird in den USA investiert, ob auch wieder in Linz, weiß man noch nicht. Die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich überlegt, wegen der Bankenabgabe den Konzernsitz nach Deutschland zu verlegen. "Läuten da nicht alle Alarmklingeln?", fragt Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl und setzt nach: "Und wie reagieren wir darauf: Ignorieren wir es weiterhin? Nein, die Zeit des Ignorierens ist jetzt vorbei, jetzt ist die Stunde des Handelns da."
Im August 2013 hatte der Wirtschaftskammer-Präsident in Alpbach gemeint, dass Österreich in den vergangenen Jahren als Wirtschaftsstandort "abgesandelt" sei. Würde er diese Aussage angesichts der jüngsten Diskussion wiederholen? "Das war ein Weckruf", meint Leitl, "und Sie sehen heute, dass dieser Weckruf durchaus gezielt war, durchaus provokativ war. Ein Weckruf soll ja wecken – wir haben geschlafen und in vielen Bereichen schlafen wir heute noch."
Sparen bei Bürokratie und Verwaltung
Auch die jüngsten Wortmeldungen aus den großen Konzernen seien als Weckrufe zu verstehen, sagt Christoph Leitl. "Wir dürfen auch nicht den Mittelstand vergessen, der in der Öffentlichkeit keine Stimme hat, aber wo sich schön langsam aus Frust über Bürokratie, Vorschriften, Steuer- und Abgabenbelastungen, schikanösen Kontrollen und so weiter ein Frust breitmacht, der zu einem Verlust an Motivation für Leistungserbringen führt", so der Wirtschaftskammer-Präsident. Sparen müsse man deshalb jetzt bei der Bürokratie und in der Verwaltung.
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