einer Liveübertragung

Hinter der Kulisse

Die Bregenzer Festspiele werden eröffnet, und zwei Techniker aus dem ORF Landesstudio Vorarlberg machen es möglich, dass man das auch hört - und zwar im Fernsehen und im Radio: Tonmeister Franz-Karl Fessler und Produktionsassistent Ingo Hammerer. Bettina Barnay hat sie einen Tag lang begleitet.

Es hat sich herausgestellt, dass es durchaus Sinn ergibt, wenn die gleiche Mannschaft die Eröffnung am Vormittag und abends auch noch die Liveübertragung der Hausoper "stemmt". Ihr Tag ist lang, intensiv und spannend.

Stand-, Funkmikro, Sprechkabine

8.00 Uhr. Dienstbeginn im ORF Landesstudio Vorarlberg. Abfahrt ins Festspielhaus, Aufbau der Standmikrofone für die Eröffnung im Festspielhaus und der Funkmikro-Anlage vor dem Festspielhaus für den "Red Carpet" (die Eröffnung wird live in ORF 2 übertragen).

Ein letzter Test

Die Sprecherkabine für meine Kommentare während der Übertragung wird im Ü-Wagen eingerichtet und getestet. Leitungsproben im Festspielhaus (das Fernsehpublikum will die Reden der Honoratioren ja hören). Letzte Proben mit sämtlichen Mitwirkenden (Kameraleute, Assistent/innen, Ton- und Bildtechnik-Personal, Regie und Moderatorinnen).

11.00 Uhr. Beginn der Liveübertragung: Ohne Hörfunk-Ü-Wagen gibt es auch keinen Fernsehton ... Regler auf, Regler zu ... Die Wiener Symphoniker, die Solistinnen und Solisten sowie die Festredner sollen in bester Qualität übertragen werden.

Ü-Wagen-Übergabe

12.00 Uhr (wenn wir Glück haben). Ende der Eröffnung. Die Kollege/innen vom Fernsehen haben es "hinter sich", die Hörfunk-Mannschaft beginnt mit dem Um- bzw. Rückbau für die Liveübertragung der Hausoper in Ö1. Die Verbindungen zum Fernseh-Ü-Wagen werden getrennt und der Hörfunk-Ü-Wagen wird wieder für die Oper eingerichtet. Proben hat das Team, gemeinsam mit Aufnahmeleiter Florian Rosensteiner, ja schon einige "mitgefahren".

Stolpersteine

14.00 Uhr, Pause: Der Körper entspannt, der Geist nur bedingt. Franz-Karl Fessler und Ingo Hammerer sind ein eingespieltes Team, aber eine Liveübertragung kann immer auch Stolpersteine beinhalten: Eine Moderatorin, die nicht merkt, dass sie schon auf Sendung ist, ein Inspizient, der den Dirigenten lange vor dem Stichwort der Moderatorin in den Orchestergraben entsendet. Das hatten wir alles schon!

Oper live im Radio

18.00 Uhr. Dienstbeginn - Abfahrt nach Bregenz, Aufbau der Mikrofone im Orchestergraben, Leitungsprobe mit Wien, Sprechprobe mit mir, letzte Absprache mit dem Inspizienten der Bregenzer Festspiele (damit der Auftritt des Dirigenten wirklich erst auf das Stichwort erfolgt).

19.15 Uhr. Ein letztes entspanntes Durchatmen (außer eine Leitung versagt, ein Mikrofon gibt seinen Geist auf).

19.30 Uhr. Die Hörfunkübertragung muss pünktlich beginnen, das Publikum aber liebt eine gewisse zeitliche Unabhängigkeit: Vor allem an besonders lauen Sommerabenden zieht es die Premierenbesucher/innen nur bedingt ins Hausinnere.

Tücken der Pause

Der Opernabend nimmt seinen hoffentlich reibungslosen Lauf, ansonsten schwitzt Produktionsassistent Ingo Hammerer im Dunkeln auf dem Dachboden des Festspielhauses und sucht ein fehlerhaftes Mikrofonkabel. Davor leert er seine Hosensäcke: Festspielbesucher/innen bekommen ungern Handys oder Schlüssel auf den Kopf. Kurzer Adrenalinschub nach der Pause: War der Pausenbeitrag zu lang oder zu kurz, kommt das Publikum wieder pünktlich in den Saal, sind alle Sängerinnen und Sänger fertig umgezogen und geschminkt, wurde der Bühnenumbau zeitgerecht vollendet?

35 Mikrofone und ein Fernauge

Die Oper nähert sich dem Ende ... und ist aus. Publikum, Künstlerinnen und Künstler, Aufnahmeleiter und die Moderatorin begeben sich auf die Premierenfeier oder auf ein privates "Post-Opern-Bier", Franz-Karl Fessler, Ingo Hammerer und ein Praktikant hingegen bauen ab: 35 Mikrofone samt den dazugehörigen Kabeln, die Sprecherkabine, das sogenannte Fernauge (vor allem Moderatorinnen tun sich leichter, wenn sie von der Oper auch etwas sehen, nicht nur hören). Das Material wird in einen Transportbus verladen, die Leitungen zum Festspielhaus werden gekappt, der Ü-Wagen abgesteckt und die Fahrt ins Landesstudio Dornbirn angetreten.

0.30 Uhr. Dienstende mit wohlverdientem Feierabend-Drink.
Möge die Übung auch in diesem Jahr wieder gelingen!