TV-Debatte der EU-Spitzenkandidaten
Erstmals haben die politischen Parteifamilien europaweite Spitzenkandidaten nominiert, die sie um das Amt des Kommissionspräsidenten ins Rennen schicken. In der Universität von Maastricht haben diese Spitzenkandidaten gestern Abend erstmals öffentlich miteinander diskutiert - mit Ausnahme von Alexis Tsipras von den europäischen Linken, der die Einladung ausgeschlagen hat. Übertragen wurde die Debatte in englischer Sprache europaweit auf Euronews.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 29.4.2014
Visionen zur EU
Vor 500 internationalen Studenten wird die sogenannte Präsidentschaftsdebatte wie ein Ringkampf inszeniert. Die Regeln sind streng - in nur 90 Minuten sollen viele Themen behandelt werden, von A wie Arbeitslosigkeit bis Z wie Zuwanderung. Da bleibt pro Kandidat nur wenig Zeit für Antworten und deshalb auch nur die Andeutung von ihren Visionen des künftigen Europas. Der konservative Jean-Claude Juncker will kein Europa der Träumer, sondern der Umsetzer. Martin Schulz von den Sozialdemokraten will einen Richtungswechsel, weil eine ganze Generation mit ihren Zukunftschancen dafür bezahlt, was verantwortungslose Spekulanten verursacht haben. Arbeitsplätze und nochmals Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaft ankurbeln ist die Vision des Liberalen Guy Verhofstadt. Und die Grüne Ska Keller will weg von alter Politik hin zu frischen Visionen und Ideen.
Thema Migrationspolitik
Sozialdemokraten, Grüne und Liberale sind für klare Einwanderungsregelungen - Guy Verhofstadt von den Liberalen: "Es braucht schnellstens eine gesetzlich gesteuerte Einwanderungspolitik, auch aus wirtschaftlicher Sicht, das verhindert illegale Flüchtlingsströme."
"Wir haben auch eine Verantwortung, Menschen fliehen vor Krieg, um ihr Leben zu retten, sie fliehen nicht aus Spaß", ist Ska Keller von den Grünen überzeugt, dass Europa mehr tun könnte. Das sieht auch der Sozialdemokrat Martin Schulz so: "Politische Flüchtlinge müssen geschützt werden, auch Menschen, die auf beschränkte Zeit vor Krieg fliehen. Es braucht aber auch ein legales Einwanderungssystem."
Der Konservative Jean-Claude Juncker steht dagegen auf der Bremse: "Ich bin nicht für die Öffnung aller Tore, wir können in Europa nicht das Elend der Welt lösen - aber Asylsuchende müssen natürlich aufgenommen werden." Juncker nennt einen Mindestlohn in allen EU-Ländern als Vorhaben, Verhofstadt will eine EU-Verteidigungsunion vorantreiben, Schulz Kreditprogramme für Start-Ups verwirklichen und Keller vor allem mehr Geld in die Bildung investieren. Einig sind sich alle, dass pro-europäische Wähler mobilisiert werden müssen, um nationalistischen Tendenzen entgegenzuwirken.
Übersicht
- EU-Wahl 2014