Fotografie in der Albertina: "Blow-Up"

In der Wiener Albertina widmet sich jetzt eine umfangreiche Fotoausstellung dem Verhältnis zwischen Michelangelo Antonionis Filmklassiker "Blow-Up" aus den 1960er Jahren und der Fotografie. Zu sehen sind rund 250 Originalaufnahmen, Filmstills und reale Kunstwerke, die Antonioni in seinen Film integrierte, aber auch zeitgenössische Arbeiten, die auf den Film Bezug nehmen.

Fotomodelle werden fotografiert, SW-Foto, David Hemmings in Blow Up

David Hemmings in "Blow Up", 1966

(c) Arthur Evans, Privatsammlung Wien

Mittagsjournal, 29.4.2014

Michelangelo Antonionis Kultfilm "Blow-Up" vermittelt wie kaum ein anderer Streifen das Lebensgefühl der Londoner Swinging Sixties und er ist auch für die Fotografie und Kunstgeschichte von zentraler Bedeutung. In der Wiener Albertina widmet sich jetzt eine umfangreiche Fotoausstellung dem Verhältnis zwischen Antonionis Filmklassiker aus den 1960er Jahren und der Fotografie. Zu sehen sind Originalaufnahmen, Filmstills und reale Kunstwerke, die Antonioni in seinen Film integrierte.

Swinging Sixties und Fotografiegeschichte

Ein Modefotograf macht in einem Park heimlich Aufnahmen von einem Liebespaar. Erst später, beim Entwickeln der Bilder wird ihm bewusst, dass er währenddessen auch einen Mord fotografiert hat. Das ist die zentrale Szene im Film "Blow-Up". Um sie herum hat Regisseur Michelangelo Antonioni ein akribisches Portrait der Londoner Swinging Sixties inszeniert und zugleich der Fotografie ein filmisches Denkmal gesetzt, erklärt Kurator Walter Moser. Im Zentrum des Films - und der Ausstellung in der Albertina stehen die Bilder des Protagonisten Thomas, die er kontinuierlich vergrößert, um dem vermeintlichen Mord im Park auf die Spur zu kommen.

Profis als Berater am Set

Der Profifotograf Don McCullin war einer von zahlreichen Profifotografen, die Antonioni als Berater ans Set holte. Alle Fotos wurden ebenso wie die Filmaufnahmen perfekt inszeniert. Bei den Aufnahmen im Park handelte es sich um eine Nachstellung der damals gerade aufkommenden Paparazzi-Fotos nach dem Vorbild von Tazi Secchiaroli. Auch der bekannte Modefotograf David Bailey stand dem Regisseur unterstützend und beratend zur Seite. Er gilt als arrogant-chauvinistisches Vorbild für den Protagonisten Thomas und hat als zentrale Figur der Swinging Sixties vor allem durch die Benutzung der 35mm-Kamera die Modefotografie seiner Zeit wesentlich beeinflusst.

250 Fotos und Kunstwerke

Insgesamt 250 Ausstellungsobjekte umfasst die Schau, mit der erstmals eine umfangreiche Zusammenstellung aller Fotos und Kunstwerke aus dem Film gelungen ist. Gezeigt werden die Gemälde, die im Studio des Protagonisten hängen ebenso wie Konzertaufnahmen der Yardbirds, die ebenfalls eine wichtige Rolle im Film sielen. Den Reportage- und Modefotos der damals berühmtesten Fotografen stehen zeitgenössische Kunstwerke gegenüber, die auf den Film Bezug nehmen.

Voyeurismus und Realitätskonzepte

Thematisch steht im Film ebenso wie in der Ausstellung die Frage nach dem Wirklichkeitsbezug der Fotografie im Vordergrund. Es geht um Voyeurismus und Sensationslust, aber auch darum, wie stark die Realität von medialen Inszenierungen überlagert wird.

Zu sehen ist die umfangreiche Schau bis 17. August. Begleitend zur Ausstellung zeigt das Gartenbau Kino Mitte Mai und Anfang Juni zwei Vorführungen von "Blow-Up".

Service

Albertina – Blow-Up. Antonionis Filmklassiker und die Fotografie

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