Studentenproteste an ägyptischen Unis

In Ägypten jubeln bei weitem nicht alle für den ehemaligen Verteidigungsminister und Feldmarschall Abdelfattah el Sisi. Er gilt als der aussichtsreichste Kandidat für die Präsidentschaftswahl Ende Mai. An den Universitäten im Land wird fast jeden Tag demonstriert - gegen Armee und Polizeigewalt ebenso wie für und gegen die Muslimbruderschaft.

Morgenjournal, 2.5.2014

Liza Ulitzka

"Gegen den Coup"

Ägyptens Universitäten sind im Moment fast täglich von Tränengaswolken eingehüllt. Der Grund sind Proteste von Studenten, die nicht einverstanden sind mit dem, wie sich Ägypten politisch entwickelt. Und sie demonstrieren gegen die Gewalt von Sicherheitskräften. Youssof Salhen ist Sprecher der "Studenten gegen den Coup" und er studiert und demonstriert an Kairos Al-Azhar-Universität: "210 Studenten wurden seit dem Coup getötet und rund 1900 inhaftiert. Wir sind eine unabhängige, revolutionäre Bewegung. Wir definieren uns als demokratisch und als Gegner des Coups. Also wir sind vor allem gegen den Militärcoup, das ist das Wichtigste. Und wir wollen Rechenschaft für all die inhaftierten und gefolterten Studenten in den Coup-Gefängnissen."

Unabhängige Bewegung?

"Die Studenten gegen den Coup" sind aber nur eine Gruppe von vielen die demonstrieren. Auch die linke Jugendbewegung "6.April" macht mobil und kooperiert nur sehr bedingt mit den anti-Coup Studenten, weil sie der Muslimbruderschaft nahe stehen. Youssof Salhen meint, seine Bewegung sei völlig unabhängig und habe nichts mit der Muslimbruderschaft zu tun. Die Gruppe ist aber aus den Protestcamps der Muslimbrüder im Sommer vergangenen Jahres hervorgegangen. Warum es bei den friedlichen Protesten immer zu Eskalationen mit Tränengas und Schrotfeuer kommt, hat laut Youssof Salhen nur einen Grund: "Es ist sehr schwierig für Bürger im Moment, sich in einer großen Zahl irgendwo zu versammeln, außer für Studenten auf den Campi der Unis. Wir sind alle Studenten und niemand kann uns stoppen, wir können das jeden Tag machen. Und das macht das Regime verrückt, weil es im ganzen Land passiert. Also versuchen sie so gut wie möglich, die Studenten davon abzuschrecken sich zu versammeln. Ich weiß nicht warum sie das Unigelände stürmen und schießen. Wir sind immer auf dem Campus und blockieren nicht einmal irgendeinen Weg."

Unabhängige Information Mangelware

Laut offiziellen Angaben werden die Studenten verhaftet, weil sie gegen das restriktive Demonstrationsgesetz verstoßen und die Sicherheitskräfte attackieren. In den ägyptischen Medien werden die Studentenproteste sehr stiefmütterlich behandelt. Es gibt kaum Berichte darüber. Eines der wenigen Nachrichtenportale, die berichten, ist "Vetogate". Vor kurzem konnte man auf der Website der Zeitung ein Video sehen auf dem ein Mann von außen ins Innere der Ain-Shams-Universität schießt. Der stellvertretende Chefredakteur Amer Mahmoud will mit seiner Zeitung möglichst unabhängige Information bringen, denn das ist in Ägypten Mangelware: "Jedes Medium hier versucht, dich in irgendeine Richtung zu drängen. Niemand lässt dich frei entscheiden, in welche Richtung du willst. Hier bei Veto versuchen wir eine Balance zu finden. Wir zeigen dir die verschiedenen Wege, und dann kannst du selbst entscheiden, wohin es gehen soll."

Was die Studenten betrifft so wird jetzt angeblich zumindest eine ihrer Forderungen erfüllt. Die inhaftierten Studenten dürfen ihre Prüfungen in den Gefängnissen ablegen.