Gallery Weekend in Berlin

Berlin ist seit gestern Abend Treffpunkt der internationalen Kunstszene. Beim Gallery Weekend Berlin präsentieren 50 ausgewählte Galerien internationale Kunststars wie Liam Gillick, Tim Eitel oder Pae White. Aber auch Neuentdeckungen können dieser Tage an der Spree gemacht werden.

25 Jahre nach der Wende hat sich Berlin zum Zentrum zeitgenössischer Kunst gemausert und ist längst mehr als ein Schaufenster der lokalen Szene. Dass Kreativität zum Standortfaktor werden kann, hat die lokale Politik schon vor Jahren erkannt: „Arm aber sexy“, so brachte es Bürgermeister Klaus Wowereit - mit Anspielung auf die leeren Kassen der deutschen Hauptstadt - einst werbewirksam auf den Punkt. Dem legendären Ruf, der Berlin vorauseilt, folgen an diesem Wochenende internationale Künstler, Sammler und Kunsthändler.

Morgenjournal, 2.5.2014

  • Mann und Frau vor abstraktem Bild

    Der Wiener Künstler Christian Rosa lebt mittlerweile in Los Angeles. Er stellt in der Gallery Contemporary Fine Arts aus.

    (c) Scheucher, ORF

  • Lampeninstallation

    Die US-Künstlerin Pae White zeigt in der Galerie neugerriemschneider eine Lichtinstallation.

    (c) Scheucher, ORF

  • Videoinstallation

    Die Galerie "eigen + art" zeigt neue Arbeiten des Shooting-Stars Tim Eitel.

    (c) Scheucher, ORF

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Mit geschätzten 450 Galerien gehört Berlin international zu den Städten mit der höchsten Galeriendichte. Längst hat Berlin den Kunstzentren der alten Bundesrepublik im Rheinland das Wasser abgegraben. Als Kunstmarkthauptstadt gilt Berlin trotzdem immer noch nicht, eher schon als Künstlerstadt. Denn der Zuzug von Künstlern aus aller Welt in die deutsche Hauptstadt ist ungebrochen. 25 Jahre nach der Wende werden die letzten Baulücken im Zentrum zwar geschlossen – verglichen mit Städten wie New York, London und Paris sind Atelier- und Ausstellungsräume aber immer noch günstig.

Künstlerstadt Berlin

"Die Sammler kommen nach Berlin, weil hier die Künstler sind. Berlin ist die Stadt der Kunstproduktion. Man erlebt als Sammler in Berlin die Atmosphäre einer Stadt, in der Kunst entsteht. Das ist wie in New York vor 25 Jahren.", sagt Gerd Harry Lybke von der Galerie "eigen + art".

In den 1990er Jahren hat Lybke eine Gruppe gegenständlicher Maler groß gemacht, die unter dem Label "Neue Leipziger Schule" am internationalen Kunstmarkt Erfolge feierte. Darunter Kunststars wie Neo Rauch. Die Warteliste für ein Gemälde von Neo Rauch ist lange. 2009 verkaufte Lybke bei der Art Basel ein Gemälde von Neo Rauch an Hollywoodstar Brad Pitt. Für kolportierte 680.000 Euro. Auf einen anderen Shootingstar der Neuen Leipziger Schule setzt Lybke beim diesjährigen Gallery Weekend. Die Galerie "eigen+art" zeigt neue Arbeiten von Tim Eitel.

Kunststars und Neuentdeckungen

Doch es wäre nicht Berlin, wenn man hier nicht auch Neuentdeckungen machen könnte. Die Galerie Contemporary Fine Arts, die in einem eleganten Bau von Stararchitekten David Chipperfield untergebracht ist, zeigt Arbeiten des erst 32-jährigen Wiener Künstlers Christian Rosa. Christian Rosa hat Malerei an der Wiener Akademie der Bildenden Künste studiert, mittlerweile lebt der Nachwuchskünstler aber in Los Angeles.

"Ich habe Christians Arbeiten bei der Art Basel Miami Beach gesehen und dann haben wir sofort Nägel mit Köpfen gemacht und diese Ausstellung geplant. Wenn ein Künstler heutzutage auffällt, werden seine Bilder über Facebook, Twitter usw. herumgeschickt. Der Ruf eines neuen Künstlers verbreitet sich heute viel schneller als früher. Die Geschwindigkeit in unserem Business hat sich vertausendfacht.", sagt Galerist Bruno Brunnet, einst Galerist des deutschen Kunstberserkers Jonathan Meese, über seine Neuentdeckung. Christian Rosas Arbeiten erinnern stark an die abstrakte Moderne. Der Künstler mischt verschiedene Techniken, arbeitet mit Öl, Bleistift und Kreide. Formale Neuerungen sind nicht zu erkennen, die Sammlerszene hat Rosa aber offenbar bereits überzeugt. Bis zu 40.000 Euro kostet eine großformatige Arbeit des Künstlers.