Jean-Claude Juncker: "Bin ein Brückenbauer"

Laut Umfragen sind die Österreicher zweieinhalb Wochen vor der EU-Wahl in der Präsidentenfrage noch unentschlossen. Der Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei, Jean-Claude Juncker, ist heute auf Wahlkampfbesuch in Wien. Im Ö1-Interview skizziert er die Vorstellungen von einer künftigen Europäischen Union.

Jean-Claude Juncker

(c) Kaczmarcyzk, EPA

Mittagsjournal, 7.5.2014

Jean-Claude Juncker im Gespräch mit Tim Cupal

Transparenz, auch bei TTIP

Persönlicher Ehrgeiz spiele bei seiner Kandidatur keine Rolle, sagt Juncker: "Ich war 19 Jahre Premierminister, 20 Jahre Finanzminister, meinen Ehrgeiz können Sie sich an den Hut stecken", so Juncker. Vorwürfe, er gehöre zur "alten Garde", will Juncker damit entkräften, dass er immer um Transparenz bemüht gewesen sei: "Ich war nicht mehr in abgedunkelten Hinterzimmern unterwegs, als das die österreichische Bundesregierung dauernd ist."

Als EU-Kommissionspräsident würde er sich auch damit beschäftigen, die Verhandlungen über das Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP) öffentlich abzuhalten, denn Geheimhaltung sei der Sache sicher nicht dienlich.

EU-Skeptiker will Juncker ernstnehmen, wenn sie berechtigte Kritik an der Union üben. Für die Zukunft der EU lehnt Juncker einen losen Wirtschaftsbund ab, das sei "auf unserem komplizierten Kontinent kein zielführendes Konzept. Aber Juncker ist auch gegen die Bezeichnung als "Vereinigte Staaten von Europa", weil das die Menschen auch nicht wollten.

Mehrwert mit Binnenmarkt

Sich selbst sieht im Gegensatz zu seinen Mitbewerbern als "Brückenbauer", der Konsens sucht und kein Geld ausgeben möchte, das nicht zur Verfügung steht. Statt dessen möchte er den Binnenmarkt vervollständigen, "das wird einen Mehrwert schaffen von 350 Milliarden Euro, schafft Wachstum und Beschäftigung und kostet kein Geld."

Sollten sich die Staats- und Regierungschefs auf einen eigenen Kandidaten als Kommissionspräsident einigen, wäre das nach Ansicht Junckers ein Grund für einen andauernden Konflikt mit dem europäischen Parlament. Und außerdem frustriere man damit die Wähler.

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