Cannes: Eröffnung mit "Grace von Monaco"
In Cannes beginnen die 67. Filmfestspiele. Eröffnungsfilm ist "Grace von Monaco". Im Wettbewerb stehen sich mit Jean-Luc Godard und den Briten Mike Leigh und Ken Loach einige Regielegenden gegenüber. Ein Dokumentarfilm ist der Ukraine gewidmet, und auch Österreich ist heuer in Cannes vertreten: Jessica Hausner wird in der Reihe "Un certain regard" erstmals einen historischen Stoff präsentieren.
8. April 2017, 21:58

(c) EPA, Constantin Film
Mittagsjournal, 13.5.2014
Mit großer Neugier warten alle auf den Film "Adieu au langage", also "Auf Wiedersehen, Sprache" des 83-jährigen Jean-Luc Godard. Es ist bereits der 39. Film des Regie-Altmeisters und gedreht hat Godard ihn in 3-D. Viel verraten wurde noch nicht über das Drama, nur dass es um eine schwierige Liebesbeziehung geht und ein Hund darin eine wichtige Rolle spielt.
Festival-Leiter Thierry Fremont: "Der Film ist außergewöhnlich und dabei nur 1 Stunde und 10 Minuten lang. Jean-Luc hat versprochen, zur Premiere zu kommen - was nicht heißen muss, dass er dann auch tatsächlich da sein wird. Aber für uns wäre es großartig, eines der Aushängeschilder der Nouvelle Vague in Cannes begrüßen zu dürfen, vor allem weil Godard immer auch ein sehr einzigartiges und persönliches Kino gemacht hat."
Starke Konkurrenz
Die Konkurrenz ist aber stark: Michel Hazanavicius, der vor zwei Jahren mit seinem Stummfilm "The Artist" zum großen Oscar-Gewinner wurde, geht mit einem Drama über den Tschetschenienkrieg ins Rennen, und aus England treten gleich zwei ehemalige Palmen-Gewinner an: Mike Leigh präsentiert ein Biopic über den Landschaftsmaler William Turner, dessen völlige Besessenheit den Regisseur fasziniert hat. Ken Loach wiederum führt ins Irland der 1930er Jahre, wo sich ein junger Gesellschaftsaktivist gleichzeitig mit Staat und Kirche anlegt.
Der ukrainische Regisseur Sergej Loznitsa war in den letzten Jahren mit zwei Spielfilmen in Cannes vertreten. In seinem aktuellen Projekt widmet er sich den Umwälzungen in seiner Heimat, so Festival-Leiter Thierry Fremont: "In 'Maidan' zeigt er die Ereignisse der letzten Monate in Kiew und in den anderen Teilen der Ukraine. Im März hat Loznitsa die Dreharbeiten unterbrochen, um sich dem Schnitt zu widmen. Weil in der Zwischenzeit aber so viel passiert ist, wird Loznitsa aber auch noch so viel aktuelles Material wie möglich integrieren. Die tragischen Ereignisse der letzten Wochen sollten also auch noch Eingang finden in den Film."
Jessica Hausners "Amour fou"
Der einzige österreichische Beitrag heuer wird in der Reihe "Un certain regard" gezeigt. Jessica Hausner, die 2009 in Venedig für ihren letzten Film "Lourdes" mit dem Preis der internationalen Filmkritik ausgezeichnet wurde, präsentiert ihr Drama "Amour fou". Anfangs hatte sie einen Film über einen Doppelselbstmord drehen wollen, der in der Gegenwart spielt, infolge ihrer Recherchen sei sie dann aber auf die Biografie Heinrich von Kleists gestoßen:
"Da ging's eben darum, dass Kleist anscheinend, bevor er Henriette Vogel gefragt hat, auch andere gefragt hat, ob sie mit ihm sterben wollen", erzählt Jessica Hausner. "Das fand ich irgendwie witzig und ich hab gespürt, dass diese Nuance sozusagen, dass in der Tragik ein Witz drinnen ist. Das war genau, was mich daran interessiert hat."
Die Preisverleihung in Cannes geht heuer bereits am Samstag, den 24. Mai, über die Bühne. Grund dafür ist die am Sonntag stattfindende EU-Wahl.