Die unendliche Geschichte

Michael Endes Roman "Die unendliche Geschichte" gehört seit seinem Erscheinen 1979 zu den Klassikern der Kinder- und Jugendliteratur. Im Oktober ist das Werk erstmals auf einer Theaterbühne zu sehen gewesen - Regisseur Henry Mason hat den Roman für das Theater der Jugend adaptiert.

Weil der Roman zwar nicht wirklich unendlich, aber doch 400 Seiten stark ist, hat er sich für zwei Teile entschieden. Nach dem ersten sehr erfolgreichen Teil folgt nun die Premiere von Teil 2, "Die Schlacht um den Elfenbeinturm".

Kulturjournal, 20.05.2014

Das lässt Michael Ende den geheimnisvollen Buchhändler am Ende der "Unendlichen Geschichte" sagen. Ihm gehört das Buch, das dem kleinen dicken Bastian Baltasar Bux in die Hände fällt. Während er im ersten Teil lesend aus seinem trostlosen Schüleralltag flieht und die Geschichte vom Helden Atreju mitverfolgt, ist er im zweiten Teil selbst der Held. Und weil Phantásien vom Nichts zerstört wurde, soll Bastian ein neues Fantasiereich schaffen, mithilfe seiner Wünsche.

"Tu was du willst" lautet seine Vorgabe - und das sei gar nicht so einfach, meint Regisseur Henry Mason. Alle Wünsche haben Konsequenzen, und mit jedem Wunsch verliert Bastian eine Erinnerung an die Menschenwelt, in die er aber zurückkehren soll.

Michael Endes Botschaften sind deutlich. Mit seinem romantischen Märchen, das er selbst schwer zu Ende bringen konnte, hat er gegen den Materialismus und die Geringschätzung der Fantasie angeschrieben. Dem modernen Menschen fehle ein positives Bild der Welt, eine Utopie, die er der Trostlosigkeit entgegenhalten kann, meinte der 1995 verstorbene Autor.

Für Regisseur Henry Mason führt der Roman in die tieferen Schichten des Menschseins: "Es ist eine ganz alte Frage, die gibt es schon seit Jahrtausenden. So hat Michael Ende auch geschrieben", das Buch behandle nicht nur Kinderthemen, sondern Menschheitsfragen.

Nachtwald, Farbenwüste, Silberstadt oder Tränensee und das dazugehörige Personal aus Drachen, Trollen, Hexen und Rittern erfindet Bastian und stellt Henry Mason und seine Schauspieler - wie schon im ersten Teil - vor eine große Herausforderung. Das sei der erste Teil "hoch drei", so Mason.

13 Schauspieler stemmen das gesamte zweieinhalbstündige Stück. Sie singen, sie tanzen, sie kämpfen, sie müssen Puppen führen und Schattentheaterfiguren, wechseln permanent die aufwendigen Kostüme und bewegen alle Hebel der Theatermaschinerie. Farbenprächtig, charmant und handwerklich perfekt ist diese Produktion - und vom Film, den Michael Ende als ein gigantisches Melodram aus Kitsch, Kommerz, Plüsch und Plastik bezeichnet hat, ganz weit entfernt.

Das Stück ist für Kinder ab 6 Jahren geeignet. Gespielt wird bis 22. Juni.