Wiener Festwochen: Bilderrevue "Tararabumbia"

"Tararabumbia" ist ein schwieriges Wort und der Titel eines Gastspiels aus Moskau, das nun bei den Wiener Festwochen zu sehen ist. Es ist eine in seiner Heimat und auch zuletzt beim "Theater der Welt" in Mannheim gefeierte musikalische Bilderrevue, die die Geschichte Russlands und der Sowjetunion am Zuschauer vorbeiziehen lässt.

Morgenjournal, 28.5.2014

Globaler Umzug zu Ehren Tschechows

Um die achtzig Darsteller ziehen ununterbrochen über einen langen Laufsteg, der sich seinerseits bewegt. Auf dem Laufband sieht man Tschechow-Figuren auf Stelzen, überlebensgroße und ganz kleine Puppen, Menschen, die Drachen steigen lassen und Militäraufmärsche wie man sie aus der Sowjetunion kennt. Regisseur dieser Revue ist der ausgebildete Bühnenbildner Dmitry Krymov, Mitte 50, und Leiter des Krymov Labors in Moskau, das schon einige eigene spektakuläre Inszenierungen geschaffen hat.

"Es ist eine Mischung aus Außergewöhnlichem, Traurigem, aus Emotionen und einem ungewöhnlichen visuellen Konzept", sagt Krymov, der ursprünglich an eine Tschechow-Bearbeitung gedacht hatte. Übrig geblieben sind nur einige Zitate und Figuren aus dessen Stücken oder eine überlebensgroße Möwe, die von einer Schauspielerin gezogen wird.

"Ich dachte an einen globalen Umzug zu Ehren Tschechows. In diesem Stück sollten sich die Charaktere aus Tschechows Stücken mit irgendwelchen Zeitgenossen vereinigen. Es ist eine Art Ball, ein Festzug, eine Parade, so wie in sowjetischen Zeiten", so Dmitry Krymov.

Ironische und melancholische Bilder

Der russische Theaterpionier Anatoli Wassilijew hat Krymov, der auch an seiner Moskauer Theaterschule lehrt, zur Regie überredet. Doch Krymov geht vor allem von Bildern aus, die sich überstürzen - mal melancholisch, manchmal ironisch wirken. Politisch ist Krymovs Arbeit nur sehr bedingt und er äußert sich kaum oder nur zögerlich zum System Putin: "Die Situation in Moskau und in ganz Russland ist gut. Natürlich ist sie nicht gut, aber es ist möglich zu arbeiten."

Keine Politik, aber dafür die Ammen und die richtungslosen Figuren aus den Stücken Anton Tschechows, aber auch die Luftfahrtspionieren und hehren Helden der Sowjet-Gesellschaft, Riesen und Zwerge, als wäre alles ein irrsinniges, manchmal böses Märchen. Nach eineinhalb Stunden ist der phantastische Spuk vorbei und alle Fragen offen.

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