Streit ums Gas: Ukraine will nicht zahlen
Die Ukraine schuldet Russland fünf Millionen Dollar für Erdgaslieferungen und die Gazprom droht damit, ab dritten Juni den Gashahn zuzudrehen. Allerdings weigert sich der Chef des ukrainischen Energieversorgers Naftogaz, die Rechnung zu begleichen. Das werde die Gaskrise nämlich nicht lösen, sagte er heute vor Journalisten.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 30.5.2014
Aus Moskau
"Gazprom missbraucht Monopolstellung"
Mit voller Geschwindigkeit steuern Russland und die Ukraine auf eine neuerliche Eskalation der Gaskrise zu. Doch der Chef des ukrainischen Energieversorgers Naftogaz, Andrej Kobolew, bleibt hart. Der Gaspreis, den Moskau nun verlange, sei zu hoch: "Dieser Preis ist in unseren Augen unfair, er war es schon, als er 2009 vereinbart wurde. Gazprom missbraucht seine Monopolstellung."
Naftogaz werde die offenen Gas-Rechnungen nur begleichen, wenn künftig wieder der alte, niedrigere Gaspreis von 270 Dollar gelte, so Kobolew. Doch was, wenn Moskau nächste Woche den Gashahn zudreht? Garantiert die ukrainische Naftogaz, das russische Gas, das Europa gehört, trotzdem in vollem Umfang durchzuleiten? Oder will man Gas für den eigenen Bedarf abzweigen? "Wir werden Gas nach Europa liefern", betont Kobelew. Umfang und Bedingungen müssten noch diskutiert werden, aber man werde liefern.
Nicht gerade beruhigende Aussichten für die europäischen Abnehmer von russischem Gas. Und Kobelew wirbt denn auch um Verständnis: "Wenn wir überhaupt kein Gas aus Russland bekommen, haben wir Probleme mit unseren Konsumenten, den Speichern und dem Treibstoff."
Ukraine will unabhängiger von Russland werden
Doch warum zahlt die Ukraine Moskau derzeit überhaupt nichts für das russische Gas, nicht einmal den früheren niedrigeren Preis? Das würde die Gaskrise nicht verhindern, betont Naftogaz-Chef Andrej Kobelew. Denn Russland wolle die Gaskrise bewusst eskalieren lassen - mit dem Ziel, die EU zu drängen, endlich das Pipeline-Projekt South-Stream zu genehmigen. "Wenn es ein Problem zwischen Gazprom und der Ukraine gibt, bringt das sofort das South-Stream Projekt auf den Tisch." Damit könne Russland unter Umgehung der Ukraine Gas nach Europa liefern. South-Stream gehöre zur Taktik von Russlands Präsident Putin, die Gaspreise je nach Abnehmerland willkürlich nach politischen Kriterien zu gestalten, so Kobolew.
Künftig will die Ukraine weniger abhängig von russischen Gaslieferungen werden. Unter anderem durch das Rückpumpen von russischem Gas aus Europa: "Unser Ziel ist es, Teil des gesamteuropäischen Gasleitungsnetzes zu werden und mindestens 30 Prozent unsres Gasbedarfs aus Europa zu erhalten." Doch noch hängt die Ukraine am russischen Gastropf. Und sitzt bald auf dem Trockenen, wenn nicht im letzten Moment noch eine Lösung im Gasstreit gefunden wird.