Brüsseler Anschlag: Islamisten verhaftet

Nach dem Mord an vier Menschen im jüdischen Museum in Brüssel vor neun Tagen hat die französische Polizei hat in Marseille einen mehrfach vorbestraften 29-jährigen Franzosen verhaftet. Er dürfte ein Jahr lang im Bürgerkrieg in Syrien gekämpft haben, im März kam er nach Frankreich zurück. Dass ihn die Polizei erwischt hat, war Zufall. Der Mann tat nicht viel, um seine Verbindung zu den Morden in Brüssel zu verbergen.

Staasanwalt bei einer Pressekonferenz

Belgiens Generalstaatsanwalt Frederic Van Leeuw

(c) APA/EPA/JULIEN WARNAND

Morgenjournal, 2.6.2014

Bekenntnis auf Video

Bei der zufälligen Zollkontrolle eines Linienbusses aus Amsterdam stießen die Beamten am Busbahnhof von Marseille bei der Suche nach Drogen letzten Freitag auf den 29-Jährigen aus dem nordfranzösischen Roubaix - mit Waffen, Kameras und Kleidungsstücken vom selben Typ, wie sie der Attentäter von Brüssel bei sich trug. Der Pariser Staatsanwalt gestern: "Eine Kalaschnikow mit Munition, eine besondere P 38 Pistole und auch ein Leintuch mit der arabischen Aufschrift: Islamischer Staat im Irak und der Levante."

Vor allem aber haben die Ermittler bei dem Verhafteten eine 40-sekündige Videoaufzeichnung gefunden, auf der er sich indirekt zu der Tat bekennt: "Man sieht ihn nicht. Es ist eine Inszenierung, auf der man Kleider sieht, die Waffen, Inschriften auf arabisch und eine Stimme hört, die der des Verdächtigen gleicht und erklärt, dass die andere, die GoPro-Kamera, die er bei sich trug, während des Gemetzels in Brüssel nicht funktioniert hat."

Angst vor Nachahmern

Um zu symbolisieren, dass das Problem der vom Dschihad Zurückkehrenden inzwischen ein länderübergreifendes, gesamteuropäisches Problem geworden ist, gaben die Innenminister Frankreichs und Belgiens gestern Abend in Paris noch eine gemeinsame Pressekonferenz. Der französische Innenminister Cazeneuve: "Angesichts der schwerwiegenden Vorfälle, die uns zusammenbringen, zeigen wir die unverbrüchliche Solidarität, die uns eint im gnadenlosen Kampf, den wir zu führen haben gegen Hassprediger und fanatische Mörder. Die Angriffe auf die Grundwerte der EU und der Republik werden nicht ungestraft bleiben und unsere beiden Nationen werden niemals, niemals zu Reservaten für Terroristen werden."

Natürlich lösen diese Ereignisse in Frankreich angesichts der nicht zu übersehenden Parallelen - auch Erinnerungen an den Fall Mohammed Merrah aus – der vor über zwei Jahren in Toulouse insgesamt sieben Menschen, darunter drei jüdische Kinder und ihren Religionslehrer, ermordet hatte. Auch Merah war ursprünglich ein Kleinkrimineller aus einem der französischen Problemvororte, der im Gefängnis Kontakt zum radikalen Islam bekam und sich vor seinen Taten in Ägypten und in Pakistan aufgehalten hatte. Der Vorsitzende des Repräsentativen Rats Jüdischer Organisationen in Frankreich gab zu bedenken: "Das bedeutet doch, Mohammed Merah hat auf andere abgefärbt, auf Leute, die zu uns nach Frankreich als Zeitbomben zurückkommen."

Wie schon im Fall Merah vor zwei Jahren sind die Franzosen heute Morgen erneut mit der bitteren Erkenntnis konfrontiert, dass islamistische Terroristen in Frankreich selbst großgezogen werden können, keine Ausländer, sondern Söhne des eigenen Landes sind.