Konzepte gegen Arbeitslosigkeit
Auf der einen Seite Firmen, denen nichts anderes einfällt als Jobs abzubauen - auf der anderen Seite Jugendliche, die oft nicht einmal lesen und schreiben können. Eine fatale Mischung, meinen Experten und reden schon von einer verlorenen Generation, gerade in Südeuropa. Die Rezepte gegen die Arbeitslosigkeit wären bekannt, meint der Bevölkerungsforscher Rainer Münz, man müsste sich nur trauen, sie anzuwenden.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 2.6.2014
Modell Österreich nur bedingt möglich
In Spanien ist jeder zweite Jugendliche arbeitslos, im Durchschnitt der Euro-Länder war es Ende 2013 jeder vierte. "Das Problem ist so massiv, dass da jetzt relativ schnell was passieren muss, damit da nicht eine verlorene Generation entsteht", sagt Ekkehard Ernst von der Internationalen Arbeitsorganisation in Genf.
Eines der großen Probleme: Die Ausbildung passt nicht zum Markt, also die Jugendlichen lernen in der Schule etwas, das sie am Arbeitsmarkt überhaupt nicht brauchen bzw. sie lernen wichtige Dinge überhaupt nicht. In Österreich und Deutschland ist die Situation etwas besser. Gelobt wird in diesem Zusammenhang öfter das duale Ausbildungssystem, also die Kombination aus Lehre und Berufsschule. Das sei aber für die betroffenen Länder keine kurzfristige Lösung und etwa in Spanien, wo ganze Industriestrukturen zusammengebrochen sind, auch gar nicht möglich, so Ernst.
Chinesen und Inder ohne Mitleid
Viele europäische Staaten haben ein Bildungsproblem, sagt der Ökonom und Bevölkerungsforscher Rainer Münz. Wenn Jugendliche aus der Schule kommen und nicht richtig lesen und schreiben können, haben sie in einer Hochleistungsgesellschaft zu wenig Chancen auf einem Weltmarkt mit zunehmend selbstbewusster Konkurrenz: "Indien und China haben kein Mitleid mit uns, nur weil wir eine stärker alternde Gesellschaft mit einem höheren Sozialleistungsniveau haben."
Dazu kommt, dass neue Jobs nicht mehr im Öffentlichen Dienst oder bei Großkonzernen entstehen - eher im Gegenteil. Und Klein- und Mittelbetriebe haben oft Finanzierungsprobleme, weil die Steuern zu hoch sind und sie Probleme haben, Kredite zu bekommen. Und hier fehlen Firmen wie Google und Apple, die als Start-Up angefangen haben und über die Jahre gewachsen sind. Europa habe "alte Industrie", von der keine Beschäftigungsimpulse kämen, so Münz. Optimismus sei notwendig - trotz diverser schlechter Nachrichten brauche man auch das Gefühl, es schaffen zu können, sagt Rainer Münz. Allerdings sei der Reformwille in Europa nicht allzu groß, weil liebgewordene Sonderrechte geändert werden müssten.