EZB vor historischer Zinssenkung

In Frankfurt am Main entscheidet der Rat der Europäischen Zentralbank heute darüber, wie es mit den Zinsen in der Eurozone weitergeht. Es steht eine historische Weichenstellung bevor: aller Voraussicht nach wird die EZB nicht nur die Zinsen weiter senken, sondern auch erstmals Strafzinsen für Banken einführen.

Morgenjournal, 5.6.2014

Die größte Sorge der Währungshüter ist die niedrige Inflation, im Mai ist sie in der Eurozone nur bei einem halben Prozent gelegen, ideal wäre aber eine Teuerungsrat von knapp unter zwei Prozent, sagt die EZB. Ist die Inflation zu niedrig, dann investieren Unternehmen nur zögerlich, weil es sich für sie nicht rentiert, und das hemmt das Wirtschaftswachstum. Dieser gefährlichen Abwärtsspirale will die EZB mit noch niedrigeren Zinsen entgegenwirken und wird den schon historisch tiefen Leitzins von einem Viertel Prozent weiter senken. Damit sinken auch die Zinsen auf Spareinlagen.

Erwartet werden auch sogenannte Negativzinsen für Banken. Was ist damit gemeint?

Das wäre eine Art Strafzins für Banken, die überschüssiges Geld bei der EZB parken, anstatt es für Unternehmenskredite auszugeben. Die europäischen Banken haben derzeit rund 100 Milliarden Euro bei der EZB angelegt. Wenn die Banken dafür in Zukunft zahlen müssen, werden sie umdenken und das Geld lieber als Kredite an Unternehmen vergeben. Das ist zumindest die Hoffnung der EZB.

Und kann dieser Plan aufgehen?

Es ist umstritten, ob sich Banken damit zwingen lassen, mehr Kredite zu vergeben. Draufzahlen könnten die Konsumenten, wenn die Banken den Strafzins auf die Kreditkunden abwälzen. Das ist zum Beispiel schon in Dänemark so passiert. Und als die US-Notenbank über Negativzinsen nachgedacht hat, haben die amerikanischen Banken damit gedroht, die Kontogebühren anzuheben.