"Im Journal zu Gast": Niki Lauda
Dieses Wochenende kehrt nach elf Jahren die Formel 1 zurück nach Österreich. Favorit ist aber nicht das Team von Red Bull, sondern das Mercedes-Team. An dessen Spitze steht als Aufsichtsratschef der frühere Formel-1-Weltmeister Niki Lauda. Wie beurteilt er die Rückkehr der Formel 1 nach Österreich? Wie beurteilt er die Rolle des nicht unumstrittenden Formel 1 Bosses Bernie Ecclestone? Und die Rolle von Red Bull Chef Dietrich Mateschitz? Diese Fragen beantwortet Niki Lauda heute "im Journal zu Gast".
8. April 2017, 21:58

(c) EPA/VALDRIN XHEMAJ
Mittagsjournal, 21.6.2014
Formel-1-Legende Niki Lauda "im Journal zu Gast" bei Michael Csoklich
Gewinnen ist eine Hetz
Der Wechsel vom Lenken des Rennboliden zum Lenken der Teamgeschicke war für Niki Lauda ein natürlicher. "Alles zu seiner Zeit", meint Lauda, der sich mit dem "Fernsteuern" trotzdem noch ein wenig schwer tut: "Das Problem ist, dass ich jetzt zuschauen muss, was passiert, und wenig machen kann. Wenn man selbst fährt, hat man alles selbst in der Hand." Ums Gewinnen geht es aber überall in der Formel 1, egal, in welcher Position man tätig ist: "Zum Hinten-Nachfahren ist mir die Zeit zu schade".
Gerade am Red Bull Ring das Team von Red Bull zu besiegen, wäre für Mercedes nicht schlecht, meint Aufsichtsratschef Lauda, und außerdem "eine Hetz". Nicht zu gewinnen wäre dagegen "bitter", immerhin habe Mercedes "ohne Frage das beste Auto und den besten Motor". "Wenn wir das jetzt vergeigen, weil wir irgendwelche Reifen nicht wechseln oder kein Öl einfüllen, dann würde mich das besonders ärgern", meint Niki Lauda. Nach dem Training stehen aus seiner Sicht die Chancen für Mercedes nicht schlecht, aber "ein Rennen muss einmal zu Ende gefahren werden, da kann viel passieren".
Grand Prix ist Gefühlssache
Dass es nach elf Jahren Pause in Österreich überhaupt wieder einen Grand Prix gibt, könne man nur Dietrich Mateschitz persönlich verdanken. Aus emotionalen Gründen habe er den Großen Preis nach Spielberg gebracht, meint Lauda. Nicht zuletzt sei es außerdem ein Risiko, denn ein Grand Prix koste viel Geld und damit etwas zu verdienen, sei schwer, so Lauda. Dass man es überhaupt so schnell in den Rennkalender geschafft habe, sei Mateschitz' persönlichen Kontakten zu Ecclestone zu verdanken.
Dass es auch Widerstand gegen den Grand Prix gebe, sei verständlich und normal, meint Lauda, die Gegner seien aber in der Minderheit und die Veranstaltung damit mehr als gerechtfertigt. Außerdem solle man froh sein, dass Veranstaltungen wie der Große Preis von Österreich das Land in ein positives Licht rücken und letztendlich auch Steuereinnahmen bringen würden. Mateschitz habe außerdem einem "toten Gebiet, wo sich nichts abgespielt hat in den letzten zehn Jahren", dem Murtal, Umsätze, Arbeit und große Veranstaltungen eingebracht.
Ecclestone ist Stützpfeiler der F1
Bernie Ecclestone habe in den letzten 30 Jahren die Formel 1 dort hingebracht, wo sie heute ist, das sei alles sein Werk, sagt Niki Lauda. Sollte er sagen, er will diesen Job nicht mehr machen, dann falle die Formel 1 in ein Riesenloch, weil er alleine über diese Dinge entschieden hat. "Ob es intelligent ist, dass er das so gemacht hat, , ist eine Frage, die man nicht zu stellen braucht, denn Ecclestone ist der, der das alles aufgebaut hat und das bis heute hervorragend führt."
Nicht zuletzt durch das gegen Ecclestone in Deutschland anhängige Gerichtsverfahren wird immer wieder die Frage nach dessen Nachfolge laut, auch der Formel-1-Boss selbst hat in diesem Zusammenhang immer wieder Niki Lauda ins Spiel gebracht. "Das sind lauter Spekulationen, die überhaupt keine Grundlage haben", meint Lauda. "Der nennt immer jemanden, damit er sich wieder eine Hetz macht. Das sind Bernies Witze, die kennen wir alle". Er habe jedenfalls kein Interesse, seiner derzeitige Aufgabe erfülle ihn und mache ihm Spaß. Sie geht noch bis 2017, das sei aber noch zu lang hin, um sich über die Zeit danach Gedanken zu machen.
F1 ist kein schlechter Witz
Niki Lauda hat in der Vergangenheit gesagt, man müsse zurück auf die klassischen europäischen Rennstrecken, das heiße auch zurück zur Emotion. "Monte Carlo, Monza, Spa, Österreich sind Grands Prix, die bekannt sind bei den Menschen und ein positives Image haben." Man müsse die Balance finden zwischen Ur-Grands-Prix, die jeder kennt, und neuen Austragungsorten, an denen man aber längerfristig festhalten müsse. "Kommen und Gehen ist schlecht für den Sport."
Der Motorsportjournalist Helmut Zwickl hat mit der Aussage aufhorchen lassen, die Formel 1 sei schlechter Witz geworden. Dem kann Niki Lauda nichts abgewinnen: "Ich fürchte, dass der Helmut ein bisschen ein Oldtimer geworden ist." Die Formel 1 entwickle sich und müsse das auch tun, das sei überhaupt keine Frage. So seien heuer etwa erstmals neue Hybridmotoren im Einsatz, die weniger Sprit verbrauchen würden und leiser wären. "Das ist eine logische Entwicklung für jedes Straßenauto. Und auch die Formel 1 ist, was die Motorenseite anbelangt, zeitgemäß unterwegs". Und: "Würden wir Zwickls Nostalgie noch fahren, würde kein großer Hersteller mehr mitfahren."
Dass es in der Formel 1 zu wenig Raum für technische Innovation gebe, wie Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko kritisiert, findet Niki Lauda ebenso wenig. "Der jammert ja nur, weil sein Auto nicht geht, und jetzt sucht er alle möglichen Ausreden, um weiter nach vorn zu kommen."
Titel ist erklärtes Ziel
Mercedes' und auch Niki Laudas persönliches Ziel für die laufende Saison ist klar: Fahrer- und Konstrukteurstitel zu holen. "Gewinnen ist für jeden im Team wichtig. Plan ist, dass wir heuer die WM gewinnen müssen."
Wer den Weltmeistertitel holt, ist für Lauda nocht nicht ganz klar. Klar ist, wenn es nach Lauda geht, aber aus welchem Team der Sieger kommen wird: nämlich aus dem eigenen, Mercedes. "Es ist schwer zu sagen, ob Nico Rosberg oder Lewis Hamilton. Die beiden sind meiner Meinung nach die beste Fahrerpaarung, die man haben kann, weil sie gleich schnell sind – die werden bis zum Ende erbittert kämpfen, wer den Weltmeistertitel holt." Dass Sebastian Vettel bereits entthront sei, stehe dagegen außer Frage: "Er wird zwar noch aufholen, aber beim Einholen wird er sich schwer tun".