Red Bull verschönert Spielberg, spart bei Steuern
In fünf Tagen wird Spielberg in der Steiermark wieder röhrender Schauplatz der Formel 1. Und wohl, weil die Spitzenklasse des Autorennsports nicht nur Fans und Freunde in der Region hat, investierte Red Bull fünf Millionen Euro in die Verschönerung von Häusern und Gärten, in eintausend Fahrräder und weitere Tourismusprojekte. Wenn es allerdings darum geht, die Gemeindeabgaben an Spielberg zu zahlen - dann ziert sich Red Bull.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 17.6.2014
Renovierungsarbeiten für die Formel-1
Nicht Formel-1-Autos, sondern Motorsägen und Mischmaschinen waren in den vergangenen Wochen in Spielberg zu hören. Es wurde im Rahmen des von Dietrich Mateschitz initiierten Projekts Werkberg gewerkt, erzählt Mateo Bertani vor seinem Haus nahe dem Red Bull Ring: "Die Leute sind alle konzentriert, alles zu renovieren. Überall. Es ist ein Wahnsinn gewesen, was die aufgeführt haben."
Fast 5.000 Familien haben Geld bekommen - etwa für Baumaterial und Farbe. Manche Häuser strahlen nun in blitzblau, rosa oder grellorange. Auch Bertani hat Geld bekommen: "Um die tausend Euro für den Eingangsbereich und die Stiege." Für eine neue Steinmauer mit Lärchenschalung gab es beispielsweise einen Pauschalbetrag von 4.500 Euro. "Das ist eine ganz großartige Sache", sind sich auch die Nachbarn Heimo Berger und Matthäus Gelter einig.
Getrübte Freude durch Finanzpolizei
Etwas getrübt wird die Freude mancher durch die Aktivitäten der Finanzpolizei, erzählt Alois Pichler, der Bürgermeister von Flatschach, der kleinen Nachbargemeinde von Spielberg: "Viele haben die Arbeiten nicht mit Firmen abgehandelt, sondern mit Pfusch-Partien oder Freunden. Es könnte ein Nachspiel geben, wenn Profis am Pfusch gearbeitet haben".
Ganz uneingeschränkt begeistert zeigt sich der Bürgermeister über ein Fahrrad-Projekt. 1.000 Fahrräder stellt Red Bull für den Tourismus zur Verfügung, die ersten hat Flatschach bekommen. Das Motto lautet Beschleunigen und Entschleunigen. "Unsere Gemeinde hat 10 Räder bekommen, worauf wir sehr stolz sind. Unser Zimmervermieter können diese Fahrräder im Package anbieten", so Alois Pichler.
Umstrittene Lustbarkeitsabgabe
Manche vermuten, Red Bull will mit der Freigiebigkeit gute Stimmung erzeugen und vor dem lauten Grand-Prix-Wochenende Kritiker besänftigen. Der Bürgermeister bezweifelt dies allerdings. Ring-Anrainer Heimo Berger hat ohnehin eine andere Theorie zum Ansatz von Mateschitz. Bevor Mateschitz sein Geld dem Staat in Form von Steuern gebe, würde er es lieber den Österreichern zukommen lassen, sagt Berger.
Ob da was dran ist? Jedenfalls weigert sich Red Bull bisher die, von der Gemeinde Spielberg geforderte, Lustbarkeitsabgabe auf die Grand Prix Eintrittskarten zu bezahlen, kritisiert KPÖ-Gemeinderat Erich Wilding: "Der Finanzreferent hat gesagt, das wären ungefähr vier Millionen Euro für diese Veranstaltung".
Die Gemeinde habe ohnehin ein viel günstigeres Angebot gemacht. Das aber hat Red Bull auch ausgeschlagen. Das Land soll nun den Steuerstreit zwischen der Gemeinde und dem Mäzen schlichten.