Sozialbarometer: Ungleiche Bildungschancen

Laut dem Sozialbarometer der Volkshilfe haben nicht alle Kinder in Österreich die gleichen Chancen auf einen guten Schulabschluss. Denn Kinder aus sozial schwachen Schichten sind nach wie vor eindeutig benachteiligt.

Mittagsjournal, 25.6.2014

Bei sozial Schwachen investieren

In Österreich ist Bildung nach wie vor vererbbar, so der Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe Österreich Erich Fenninger. "Gute Noten hängen zu einem hohen Prozentsatz vom Bildungs- und Einkommensniveau der Eltern ab." Das beginne bei der Wahl der Schulform: "Je weniger die Eltern verdienen, desto seltener wechseln die Kinder nach der Volksschule in höhere Unterstufen – auch dann nicht, wenn die Noten gut sind", so Fenninger.

Man könne Kindern nur dann gleiche Chancen in der Schule bieten, wenn man richtig in das Schulsystem investiere: "In der Debatte um die Vienna International School sieht man, dass fünf Millionen Euro pro Schuljahr in eine Ober-Oberschichtsschule investiert wird. Wir wünschen uns das Gegenteil: Wir müssen dort investieren, wo die sozial Schwachen sind", sagt Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger.

Zu wenige Sozialarbeiter

Erich Fenninger fordert mehr Lehrer, mehr Angebote in den Schulen und setzt auf die Gesamtschule. Diese sei offener und würde Kindern so Ängste nehmen. Diese gemeinsame Entwicklung würde die Chancengleichheit der Kinder erhöhen. Dazu bräuchte es aber auch mehr Lernbetreuung und Nachhilfe in den Schulen. Ein Viertel der Eltern brauche nämlich Nachhilfe für ihr Kind, die jährlichen Kosten dafür würden 109 Millionen Euro ausmachen. "Das bedeutet für ein Kind 732 Euro pro laufendem Schuljahr", so Fenninger.

Großer Nachhofbedarf bestehe in der Schulsozialarbeit, sagt Sozialarbeiter Michael Bischof-Horak. Viele der Jugendlichen, die zu ihm kommen, hätten eine "Perspektivenlosigkeit", so Bischof-Horak: "Sie wissen oft gar nicht: Wo soll es weitergehen, wie soll es weitergehen? Sie sind oft überfordert mit all den Dingen, die auf sie einprasseln." Die Jugendlichen seien zwar oft in der Schule, aber nicht glücklich. Das sei oft auch ein Grund, zu schwänzen – und das führe oft dazu, dass die Jugendlichen aus dem Schulsystem fallen. Im Moment käme auf 500 Schüler ein Sozialarbeiter. Es bräuchte mindestens doppelt so viele, um Schüler ausreichend betreuen zu können, so Bischof-Horak.