Designerdrogen überschwemmen den Markt
Am heutigen internationalen Tag gegen den Drogenmissbrauch warnen Experten, dass der Drogenmarkt derzeit von neuen Substanzen regelrecht überschwemmt wird. Allein im vergangenen Jahr wurden mehr als 80 bisher unbekannte Rauschmittel entdeckt - und der Trend hält an. Experten sind erstaunt über den unglaublichen Erfindungsreichtum der Dealer, die offenbar auch professionell ausgebildete Pharmakologen einsetzen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 26.6.2014
Jens Lang
Suche nach ubekannter Wirkung
Kokain, Marihuana und Ecstasy: Das ist sozusagen "Schnee von gestern", könnte man zumindest meinen, wenn man sich die Berichte der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle ansieht. Die sogenannten "neuen Drogen" sind schwer im Kommen. Fast alle dürften aus professionellen Drogenlaboren stammen, dort von ausgebildeten Pharmakologen hergestellt und dann über Dealer, aber auch direkt übers Internet verkauft werden.
Der Erfindungsreichtum der Dealer kennt dabei keine Grenzen, berichtet der Pharmakologe Harald Sitte von der Medizinischen Universität Wien. "Es wurde quasi alles schon erfunden, deshalb versuchen die Drogenköche wie bei Medikamentenentwicklung neue Wege zu gehen, indem sie Funktionen stimulieren, die noch unerkannt oder unbedacht sind."
Streckmittel gezielt eingesetzt
So wurde etwa bei Stichproben entdeckt, dass zwei Drittel des Kokains in Österreich gestreckt sind - allerdings nicht, wie bisher, mit wirkungslosen Mitteln, sondern zur Überraschung der Wissenschaftler mit einem Entwurmungsmittel für Pferde. Mit – aus Sicht der Hersteller – wohl gutem Grund: Denn das Mittel hat, wie jetzt entdeckt wurde, eine ähnliche Wirkung wie Kokain selbst.
"Dieses Streckmittel wird hier nicht nur verwendet, um das Kokain zu ersetzen. Es schmeckt bitter wie Kokain und sieht auch ähnlich aus, man baut gezielt den Eigeneffekt ein", erklärt Harald Sitte. Die Substanz werde gezielt verwendet. Die Beimengung könne aber bei manchen Konsumenten sehr starke unerwünschte Nebenwirkungen haben.
Diese Mischprodukte sind derzeit regelrecht in Mode. Denn Mischen macht die Drogen billiger und das bei gleicher oder sogar noch stärkerer Wirkung. Es ist also nicht drin, was drauf steht - doch davon erfahren die Konsumenten nichts, und genau das sei das Problem, warnen die Experten. Denn wer nicht weiß, was genau er eigentlich schluckt, der begibt sich mitunter in Lebensgefahr.